Bram
Stoker's Way of the Vampire (OT:
Way of the Vampire)
Ja
ja, der gute alte van Helsing! Immer ist er auf der Hatz nach des
Menschen teuflischstem Widersacher, dem Nosferatu, dem Untoten,
und seinen Legionen. So auch in diesem neuen Genrebeitrag, in welchem
er im ausgehenden 19. Jahrhundert todesmutig als fesches Burscherl
von etwa Mitte der Dreißig (fast genau so hat ihn Bram
Stoker ja stets geschildert, nicht wahr?) eine Schar tapferer,
aber debiler Kampfmönche in die finale Schlacht gegen das Supermonster
Dracula anführt und dem auch schließlich prompt, aber
leider reichlich unspektakulär den Schädel amputiert.
Doch die Freude währt nur kurz, denn zum einen haben die Blutsauger
sein gesamtes Team gefressen, zum anderen beließ er sein treuliches
Eheweib ausgerechnet in der Obhut seines Gefährten Sebastian,
der in Wirklichkeit ein Vampir und Dracs auserwählter Nachfolger
als Anführer der ganzen Blutmischpoke ist, und der natürlich
inzwischen nichts unredlicheres im Sinn hatte als Abrahams Herzdame
anzuzapfen und zu assimilieren (wir erinnern uns, fast genau so
hat es Stoker ja im Roman geschildert, oder zumindest so ähnlich...oder
etwa nicht?) Nachdem van Helsing also zwangsläufig die Scheidung
per Holpflock eingereicht hat, schließt er einen Deal mit
der höchsten katholischen Instanz, den Tempelrittern (!), und
nimmt einen Schluck aus einem sakralen Bämbel, der wahrscheinlich
den heiligen Gral darstellen soll (!!) um sogleich den Schwur zu
tun, nicht eher aus dem Leben scheiden zu können, bis auch
der letzte Vampirfüst vom Angesicht der Erde getilgt ist. Amen!
So gehen also
die Jahre ins Land und mittlerweile ist das dritte Jahrtausend nach
Gott, dem Jüngeren, angebrochen. Abraham arbeitet wieder in
seinem alten Beruf als Mediziner (von der Vampirjägerei kann
wohl auch ein Unsterblicher in den 2000'er Jahren nicht mehr leben)
in einer Klinik im sonnigen LA, CA. Und wie es der Zufall immer
so will, treibt doch gar nicht weit entfernt auch der böse
Sebastian wieder sein Unwesen (Vampire mögen die Küste,
nicht wahr?) Allerdings hatten er und seine Kollegen gerade erst
eine ziemlich lange Durstperiode (im wahrsten Sinne des Wortes)
überwinden müssen, in denen sie sich von Tierblut, allerlei
Plasmaabfall und den kläglichen Resten manch einer Massenkarambolage
auf dem Freeway ernähren mussten, denn ähnlich wie sich
Angela Sommer-Bodenburgs kleiner Vampir vor dem bösen Geiermeier
fürchtet, ängstigen sich scheinbar Sebastians Geschöpfe
der Nacht davor, das van Helsing aus dem nächtlichen Gehölz
hervorgehopst kommt und "Buh!" macht. Doch all das ändert
sich, als ein völlig abgebrannt aussehender Sebastian noch
einmal frisches Menschenblut trinkt und sich aufgrund dieses sinnbildlichen,
reinigenden Akts auf seine prädestinierte Rolle im Buch des
großen Zampano besinnt - jetzt ist wieder dicke Hose angesagt!
Er trommelt seine Leute zusammen (scheinen so um die 20 zu sein)
und ruft zu vampirischen Untrieben auf, dazu, zu alter Stärke
zurückzufinden, schließlich steht man ja am Ende der
Nahrungskette und man müsse sich doch vor nichts fürchten
(erinnert in seiner Dramatik fast an die Verbraucherinformationen,
in denen der ganz toll lustige [ geht so...] Oliver Pocher junge
Menschen in roten Trainingsanzügen darauf einschwört,
nach dem Titel des Top-Elektrodicounters zu greifen), schließlich
wird zur Feier des Tages noch eine Prostituierte o'zapft, die, wie
könnte es anders sein, in die Klinik von Dr. van Helsing eingewiesen
wird. Der weiß sogleich Bescheid: es geht wieder los!
Voll des Missmutes
zieht es ihn in eine katholische Kirche und dort schüttet er
dem Geistlichen sein Herz aus. Der hegt auch nicht den geringsten
Zweifel an van Helsings Berichten und bietet diesem ohne Umschweife
seine Priesterschüler als "freiwillige" Vampirbekämpfungstruppe
an. Im Gemeindesaal wird das Headquarter eingerichtet und die Adepten
im Nahkampf und im Umgang mit wunderlichen Gerätschaften wie
der "elektrischen Armbrust" geschult.
Dann endlich
kommt der Tag, an dem sich van Helsing und Sebastian wieder Aug'
in Aug' gegenüber stehen. Abraham ist klar, wenn er versagt,
hat die Menschheit keine Chance mehr....
Ah ja... und
das alles soll so oder zumindest so ähnlich bei Bram
Stoker nachzulesen sein? Der gute Mann hat also, wenn ich es
richtig verstehe, ernsthaft eine Geschichte geschrieben, in der
Abraham van Helsing im Los Angeles des 21. Jahrhunderts die letzte
Schlacht gegen einen Nachfolger Draculas mit Namen Sebastian ausficht,
der über 100 Jahre zuvor des Doktoren Eheweib vampirisierte?
Oder sollte ich vielleicht in irgendeiner Form fehlinterpretiert
haben, was im Vorspann zu lesen war, nämlich (wörtlich)
"Based on a Short Story by Bram
Stoker"? Ich frage also noch einmal, eine Schrift Bram
Stokers soll die Grundlage dieses Machwerks gewesen sein? Aber
mit Sicherheit....!
Die Polizei warnt immer wieder vor Neppern, Schleppern und Bauernfängern.
Gerade in der Vorweihnachtszeit lauern sie uns skrupellos auf und
begegnen uns, wo wir am wenigsten mit ihnen rechnen, in der Videothek,
beim Elektrodiscounter, sogar im Filmhandel unseres Vertrauens schlagen
sie raffiniert zu um uns in diesen harten Zeiten unser bitter Verdientes
zu nehmen... Aaaargh!!!!!
Tatsächlich
ist auch schon alles, was sich aus diesem Einzeller von Film Draculaerfinder
Stoker
in die Schuhe schieben lässt, die Verwendung der Namen der
von ihm geschaffenen Kunstfiguren "Dracula" (taucht als
Person zu Beginn des Films für ca. 10 Sekunden auf und lässt
sich dann auch gleich enthaupten.... klug das, immer noch besser
als über die gesamte Länge mitzuwirken!) und "van
Helsing" wobei dieser hier in etwa (gemessen an der Romanfigur)
so authentisch ist, wie die Darstellung Hugh Jackmanns im gleichnamigen
Film (Van Helsing), wenn auch etwa
das Ausmaß einer Galaxie ungleich uncharismatischer als selbiger.
Und Rhett Giles, der hier den van Helsing gibt, ist auch schon bei
weitem der... na ja, ich will jetzt nicht unbedingt Worte wie begabt
oder talentiert verwenden, sagen wir mal... Mensch, der als Mitwirkender
noch am ehesten für einen Schauspieler gehalten werden könnte.
Und immerhin tat sich dieser Prachtbursche zuvor nicht gerade durch
eine umfassende Filmografie hervor. Geht es hier also um einen B-Film?
Lassen wir die Vorsicht walten, ich würde vielleicht eher einen
Buchstaben wählen, der um einiges weiter hinten im Alphabet
zu finden ist...
Ein zweischneidig'
Schwert wird hier einmal mehr offenbar. Natürlich ist der Boom,
digitaler Filmdatenträger an sich begrüßenswert,
spült er doch eine Vielzahl an Filmen hervor, die lange nur
noch sehr schwer bis gar nicht mehr erhältlich waren und öffnet
auch manch einem talentierten No Name einige Türen, doch gerade
in den letzten zwei Jahren breiteten sich auch die "Direct
to DVD" Produktionen explosionsartig aus, was zwar ganz bestimmt
nicht immer eine reine Freude sein mag, nachvollziehbar aber allemal.
Beinahe fühlt man sich in die Kindertage der VHS zurückversetzt,
jene seltsamen Jahre Anfang der Achtziger, als plötzlich jeder
noch so sinnfreie Mist in den Regalen der Videotheken stand. Jetzt,
in der Ära des www., in der jede noch so technikfremde Breibirne
sich mit wenig Aufwand Dateien aus dem Netz saugen oder sich von
anderen Datenträgern kopieren kann und die jahrzehntelange
Party bei den Anbietern der Unterhaltungsindustrie vorbei ist, da
sorgen plötzlich und endlich wieder die drei verheißungsvollen
Lettern DVD in den Augen eines jeden Produzenten (und sei er noch
so unbedeutend und talentfrei) für glänzend aufblitzende
$ Zeichen, aber das ist ja auch klar, denn die Menschheit kauft
die Silberlinge, als wäre es Manna vom Himmel, während
die Kinosäle bei allem, was außerhalb des Spielberg-Lucas-Jackson-Disney-Potter-Universums
angesiedelt ist, von Vorstellung zu Vorstellung leerer und leerer
werden. Wozu also noch Unsummen in Lizenzen, Werbekampagnen, Websites
und all den Kram investieren, wenn man auch mit einem Minimum an
Aufwand und Budget ordentlich Geld scheffeln kann, wenn man denn
nur eine zündende Idee hat? Ein Vampirfilm findet immer ein
Publikum, mag man sich hier gedacht haben, wenn man jetzt noch ordentlich
mit den berühmten Namen Dracula und van Helsing jongliert und
das ganze dann auch noch mit einem "Bram Stoker's.... im Titel
veredelt, dann ist doch der Geldsegen schon vorprogrammiert, stimmt's?
Tja, aber war
da nicht mal was mit Kunst oder zumindest vielleicht mit Anspruch,
und sei es auch nur der Anspruch, sein Publikum zu unterhalten,
ihm etwas zu bieten für sein Geld? Man mag ja von Produktionen
wie "Titanic", "Star Wars" oder "Findet
Nemo" halten was immer man möchte, doch zumindest den
letztgenannten Teil des Deals erfüllen die großen Blockbuster
redlich, denn da wird ordentlich investiert und geklotzt, um dem
Publikum mit immer raffinierteren Tricks die Kinnladen runterklappen
zu lassen, noch mehr Autos in die Luft zu jagen, noch echtere Dinos
zu programmieren, noch größere Massenszenen, das alte
Rom noch authentischer auferstehen oder dem Kartenkäufer den
Trip in den Weltraum noch prickelnder miterleben zu lassen. "Way
of the Vampire", völlig unpassender Titel übrigens
auch, bietet nichts dergleichen. Die wenigen Actionszenen sind grottenschlecht
choreographiert, was die Macher mit hyperschnellen Schnitten und
viel zu vielen Großaufnahmen von den Gesichtern der Kämpfer
zu verbergen versuchten, die Splatterszenen, derer es allzu viele
nicht gibt, bewegen sich ungefähr auf dem Niveau eines Amateurfilms
(und da sind sie zumeist wenigstens mit "Liebe" gestaltet.),
bleiben einige relativ explizite Nacktszenen (die ja nicht viel
kosten!) für jene, die es mögen (was oft männliche
Teenager sind, eine Zielgruppe, die auch mal gern einen solchen
Umstand allein als ausreichenden Grund ansehen dürfte, Geld
auszugeben, egal wie es um den Rest der Qualität des zu erwerbendem
Produktes gestellt sein mag) und zwei oder drei - zugegeben - effektvolle
und atmosphärisch gelungene Tricks, welche die vampirische
Bedrohung gegenüber einem potenziellen Opfer für den Zuschauer
sichtbar macht. Das ist gar nicht mal schlecht, obschon billig und
einfach, visualisiert! Noch ein lobenswerter technischer Kniff sollte
nicht unerwähnt bleiben (denn allzu viele derer sind es gewiss
nicht), nämlich die bläulichen Farbverfremdungen, mit
denen man die Flashbacks als solche gekennzeichnet hat. Diese Idee
hat mir sogar gefallen!
Dennoch kann
dieser Punkt allein nicht für eine Sonderfledermaus in der
Gesamtwertung ausreichen, denn wer so argen Etikettenschwindel betreibt,
wie die hier Verantwortlichen, und dann auch noch einen ansonsten
so öden wie hanebüchenen und humorfreien, gänzlich
unterhaltungsarmen Streifen abliefert, der hat verdient, dass ihn
der Mast erschlägt, wie die rauen Kerls mancher Landstriche
Westfalens in diesem Winter manchmal hinter vorgehaltener Hand einander
zuraunen, und sicher damit nur ihr Missfallen auszudrücken
gedenken, dort in den einsamen, schneebedeckten Tiefebenen... Recht
haben sie!
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