Die
Chronik der Unsterblichen 1 - Am Abgrund
Untertitel |
|
|
Autor |
Wolfgang
Hohlbein |
Kategorie |
Roman |
Seitenzahl |
360 |
Format |
Paperback |
deutsche
Übersetzung |
|
Erstveröffentlichung |
1999 |
Verlag |
Ullstein
Taschenbuch Verlag |
ISBN-Nummer |
3-548-25165-X |
Die
Chronik der Unsterblichen 1 - Am Abrund
Die Chronik der Unsterblichen
2 - Der Vampyr
Die Chronik der Unsterblichen
3 - Der Todesstoß
Die
Chronik der Unsterblichen 4 - Der Untergang
Die Chronik
der Unsterblichen 5 - Die Wiederkehr
Die Chronik der Unsterblichen 6 - Die Blutgräfin
Wie durch einen
Blitz aus heiterem Himmel wird ein kleines Dorf in Transsylvanien
von den grausamen Vollstreckern der Inquisition in Schutt und Asche
gelegt. Allein der junge Frederic kann entkommen. Kaum hat er herausgefunden,
dass die heimtückische Tat einzig und allein dem Schwertkämpfer
Andrej galt, als dieser ihn auch schon aufsucht und mitnimmt auf
eine abenteuerliche und gefährliche Reise quer durch das Transsylvanien
des 15. Jahrhunderts. Doch schon bald hegt Frederic einen furchtbaren
Verdacht: Ist dieser Mann, der fast unbeschadet durchs Feuer gehen
kann und schwerste Verletzungen mühelos übersteht, etwa
mit dem Teufel im Bunde?
Nachdem der
Schwertkämpfer Andrej Delany seine geliebte Frau und seine
Tochter verloren hat, durchstreift er ruhelos sein Heimatland Transsilvanien
- und kehrt schließlich zurück in sein Heimatdorf, aus
dem er einst als vermeintlicher Kirchenräuber vertrieben wurde.
Warum er sich dorthin begibt, weiß er selber nicht genau,
einerseits sehnt er sich nach seinem alten Freund und Ziehvater
Nadasdy und seinem fast schon erwachsenen Sohn, den er kaum kennt
und den er bei seiner einstigen überstürzten "Abreise"
weiland der Obhut des älteren Nadasdy überließ,
andererseits scheint er auf der Suche nach sich selbst zu sein.
Im Dorf angekommen
bietet sich ihm ein Anblick des Schreckens. Fast alle Einwohner
sind verschleppt oder tot. Zu seinem Entsetzen findet er auch den
Leichnam seines Sohnes vor. Die beiden einzigen Überlebenden
des unbegreiflichen Massakers sind Nadasdy, der allerdings bereits
im Sterben liegt, und der junge Frederic, ein entfernter Verwandter,
der fast noch ein Kind ist. Von ihnen erfährt Delany, das ein
Inquisitor und drei goldene Ritter zusammen mit den Truppen des
Herzogs über das Dorf herfielen und alles niedermetzelten,
die Überlebenden folterten und schließlich verschleppten.
Delany, der
auf Rache sinnt und darauf, seine Leute zu befreien, beschließt
Frederic mit auf den gefahrvollen Weg zu nehmen. Schneller als Delany
glaubt, macht er Bekanntschaft mit den Häschern der Inquisition,
die tatsächlich hinter ihm selber her sind, denn ihn umgibt
ein düsteres Geheimnis, von dessen Existenz der Schwertfechter
selber keine Ahnung hatte.
Als er dem Anführer
der goldenen Ritter zum letzten Gefecht gegenüber steht, macht
Delany schließlich eine Erfahrung, die sein Leben für
immer verändern wird.
Seine gefangenen
Freunde befinden sich indes bereits auf dem Schiff des Sklavenhändlers
Abu Dun und segeln einer sehr ungewissen Zukunft entgegen...
So beginnt die "Chronik der Unsterblichen" von Wolfgang
Hohlbein, den die Werbung uns immer wieder gern als "deutschen
Stephen King" verkaufen möchte, was aber Unfug ist, denn
zum einen ist Hohlbein insgesamt eher im großen Bereich der
Fantasy oder auch der Science Fiction zu hause und King eher dem
Horror verpflichtet (doch zweifellos hat die Bandbreite des meistgelesenen
Autoren dieser Zeit - natürlich ist hier von King die Rede,
dessen Werk um einiges umfassender ist, als das der ach so populären
Joanne K. Rowling, und der folglich auch ein paar Bücher mehr
abgesezt hat als diese - in den letzten Jahren um ein vielfaches
zugenommen), zum anderen hat Hohlbein als Autor leider einfach nicht
die Klasse eines Stephen King, der, auch wenn er insgesamt in den
riesengroßen Topf der Trivialliteratur gemengt werden muss,
ein hervorragender Autor mit einem geradezu gesegneten Talent für
Spannungen und Dramatik ist, und nicht zuletzt ein genialer Schöpfer
von Charakteren, was der Rezensent für die besondere Gabe Kings
hält, die ihn weit über den Durchschnitt der meisten Autoren,
nicht nur innerhalb des großen Genres der phantastischen Literatur
(um das mal so zu nennen), stellt.
Das war ein
langer Satz!
Zurück
zu Hohlbein und seiner "Chronik der Unsterblichen." Zunächst
drängt sich bei dem Titel natürlich der Verdacht auf,
hier habe jemand versucht, sich ein wenig des bewährten (und
äußerst lukrativen) Konzeptes von Vampire Queen Mum Anne
Rice anzueignen und teilzuhaben am schönen Geldsegen, späterer
Verkauf der Geschichte an die Filmindustrie nicht ausgeschlossen.
Ersteres wird beim Lesen allerdings schnell entkräftet, denn
Hohlbein geht seine Chronik gänzlich anders an als die Rice,
letzteres kann ja durchaus passieren, warum auch nicht?!?
Aus rein vampirischer
Sicht gesehen geht Hohlbein sogar äußerst originell zu
Werke. Seine Figuren sind eher Unsterbliche denn Untote, sie werden
geboren und entwickeln sich, bis sie eines Tages erkennen, dass
sie anders sind, dass Verletzungen ihnen fast nichts anhaben können,
dass sie nur durch einen Stich ins Herz sterben können und
unsterblich bleiben, wenn sie sich am Blut ihrer Opfer gütlich
tun, vorzugsweise an dem der ebenfalls "unsterblichen"
Gegner. Das ist aus rein vampirischer Sicht sehr gelungen, aber...
Tja, aber...
Ein Schelm, wer dabei an "Highlander" denkt.
Doch auch das mache ich Hohlbein nicht zum Vorwurf, denn die Idee,
die Highlanderstory mit dem Vampirmythos zu vermischen ist an sich
eine grandiose, und da diese bislang noch von niemandem sonst so
ersonnen war, kann man dem Hohlbein auch nur attestieren, dass er
kreativ und gewitzt zu Werke ging, wenn jetzt vielleicht auch nicht
bis ins letzte Detail originell, denn zusammengeklaut bleibt schließlich
geklaut. Aber eine alte Regel der Popmusik, die sich leicht hierher
transponieren lässt, besagt, besser geklaut als...ist klar,
ne?
Die Story an
sich ist also gar nicht mal schlecht, auch wenn es ein wenig dauert,
bis sie in Fahrt kommt. Wenn man aber bedenkt, dass sie sich inzwischen
auf weitere vier Bände ausgedehnt hat, geht das völlig
in Ordnung. Ich muss zugeben, das diese Rezension hier in Unkenntnis
der folgenden Kapitel der Chronik verfasst wurde, und ich bin durchaus
auch gespannt, wie es weitergehen wird, wobei ich nicht verhehlen
will, dass ich etwa 300 Seiten lang eher mit gemischten Gefühlen
geschmökert habe, doch die letzten etwa 50 Seiten vermochten
dann doch zu fesseln. Zuvor erschienen die Ereignisse mitunter etwas
konstruiert, auch die Charaktere, speziell die Figur des Helden,
wirkten mitunter etwas gestelzt und hölzern, ein Gefühl,
welches auch noch über den letzten Satz dieses ersten Buches
hinaus Bestand hat, doch ich bleibe optimistisch, dass sich dies
ändern wird, bin mir sogar eigentlich völlig sicher. Wahrscheinlich
ist dieses erste Buch als eine Art Prolog zu den Kommenden zu betrachten,
wir werden sehen.
Ein letzter
Kritikpunkt führt mich zum Umfang des Buches. Zwar scheint
es mit über 350 Seiten ganz schön knackig zu sein, doch
hält man sich mal die Größe der Buchstaben und den
Zeilenabstand vor Augen, so wird man schnell erkennen, dass man
hier hätte locker 70 wenn nicht 100 Seiten einsparen können
und fragt sich, was das wohl soll? Da kommt dann nämlich doch
leider wieder ein wenig der anfangs erwähnte Verdacht des schnellen
Euro-Machens ins Spiel zurück und hinterlässt einen etwas
säuerlichen Beigeschmack. Dies möchte ich aber nicht dem
Autoren ankreiden, sondern eher den Damen und Herren des Ullstein
Verlages, dessen Taschenbuch-Ausgabe dieser Rezension hier zugrunde
liegt. Leider entzieht es sich meiner Kenntnis, ob diesem Umstand
auch in der gebundenen Ausgabe oder in etwaigen Lizenznachdrucken
anderer Verlage Rechnung getragen wurde.
In Bälde
wird hier in unserem abgeschiedenen kleinen Tal im www zu lesen
sein, wie es weitergeht mit Andrej Delany und seinen Freunden und
Feinden. Bis dahin verleihen wir Hohlbeins erstem Band der Chronik
drei Fledermäuse.
|