Derzeit online

386
Filme
125
Bücher
34
Biographien
50
Hörspiele
Reviews in English

 

 

 

 

 

 

 

Kurzarbeit (3) Vampire

Buch Norman Buschmann, Christian Stock, Olaf von der Heydt, Michael Peleschka


Produktion und Regie Horst Kurth
Kategorie Hörspiel
Länge ca. 145 min
Produktionsjahr 2006
Studio Hörfabrik
ISBN-Nummer
gelesen von: Annika Weitershagen
  Horst Kurth
  Ron Salert
  Erik Albrodt
  Oliver Theile

1.) Der Kuss von Norman Buschmann
gelesen von Annika Weitershagen und Horst Kurth

"Du willst also wirklich wissen, wer ich bin?"
Was ist es, dass Sie an seinen Lippen hängen lässt, ohne ein Wort zu sagen? Was macht er, dass Sie sich seinem Verlangen ungezwungen hin gibt, ohne einen Anflug von Furcht, oder gar Skrupel zu spüren? Ist es Hypnose? Oder entpuppt sich alles nur als... ein aufregender Traum?

2.) Der Tanz mit dem Tod von Christian Stock
gelesen von Ron Salert

Das Stardust ist die neueste, modernste und angesagteste Disco in der Stadt. Tolle Musik, eine gelungene Location und wirklich hübsche Frauen. Frank Reicholdt erliegt dem Stardust nach anfänglicher Skepsis vollkommen, besonders seiner hübschen Besitzerin. Doch es ist alles nicht was es zu sein scheint und plötzlich erlebt er die schlimmsten Stunden seines Lebens…

3.) Die Therapie von Olaf von der Heydt
gelesen von Erik Albrodt

... Ich möchte lernen, wie andere ihre Sucht bekämpfen!"
Der Neue in der Selbshilfegruppe gibt Angela einige Rätsel auf. Und
vielleicht ist es gerade das, was ihn so interessant macht...

4.) Durst von Michael Peleschka
gelesen von Oliver Theile

Er hat Durst. Alles in ihm schreit nach Blut.
Er macht sich auf die Jagd und hetzt durch
die Nacht. Wahnsinnig vor Durst sucht
er ein neues Opfer.


In der dritten Ausgabe ihrer Serie "Kurzarbeit" widmet sich der kleine (aber feine) unabhängige Hörspiel- und -buchverlag "Hörfabrik", deren bekanntestes Produkt wohl die Serie "A.D.F. - Anti Demon Force" sein dürfte (hier geht es zum Review der Folge 1 mit dem schönen Titel Das Blut des Vlad), auf zwei CDs den Vampiren. Vier Kurzgeschichten von bislang noch unbekannten Autoren werden von 5 verschiedenen Sprechern als inszenierte Lesungen dargeboten, viermal wird das Thema Vampirismus dabei von völlig unterschiedlichen Ansätzen angegangen. Und das passiert in den vier Geschichten.

1) "Der Kuss" von Norman Buschmann

Ein junger Verführer erzählt seiner neuesten Eroberung die Geschichte seines Lebens, wie er zu dem wurde, der er jetzt ist, bis sie am Ende merkt, mit wem (oder vielmehr auf was?) sie sich da wirklich eingelassen hat…

2) "Durst" von Michael Peleschka

Ein namenloser Ich-Erzähler hetzt getrieben von seiner Gier durch die Nacht. Doch bei seiner fiebrigen Jagd nach neuen Opfern und frischem Blut vergisst er eine wichtige Regel: Hüte dich vor den Jägern, denn im Königreich der Schweine ist der Schlächter der König (oder so ähnlich…)

3) "Der Tanz mit dem Tod" von Christian Stock

Das "Stardust" ist der neue In-Club der Stadt. Eher unmotiviert lässt sich der junge Frank von seinem besten Freund dort hinschleppen, doch schon bald bessert sich seine Stimmung, besonders weil es ihm die hübsche Geschäftsführerin durchaus angetan hat. Obschon er sich am nächsten Tag nicht mehr recht an die Ereignisse der vergangenen Nacht erinnern kann (war es der Alkohol?), stattet er dem glamourösen Tanzschuppen in der Folgenacht freudig erregt einen neuen Besuch ab, was er besser nicht getan hätte, denn fortan pflastern Leichen seinen Weg… und - Vampire…!

4) "Die Therapie" von Olaf von der Heydt

Der äußerst attraktive, aber leider reichlich rätselhafte Tom mag in der Therapiegruppe der jungen Psychologin Angela gar nicht darüber reden, welche Sucht er hier zu bekämpfen versucht. Als sie sich in den seltsamen Klienten verliebt und ihn überredet, noch auf den berühmten Kaffee mitzukommen, muss sie feststellen, dass ihre Menschenkenntnis wohl doch nicht so ausgeprägt ist und sie vielleicht in ihrer Berufswahl fehl ging, was für sie leider bitter endet…


Vier unterschiedliche Geschichten, vier völlig andere Herangehensweisen - und leider auch vier verschiedene Qualitäten, dies sowohl was die Geschichten als solche angeht wie auch den Vortrag!

Norman Buschmanns "Der Kuss" kommt reichlich eitel daher. Der Autor gefällt sich dabei, ein wenig in den Fahrwassern von Anne Rice zu segeln und besonders den natürlich nicht von der Hand zu weisenden erotischen Aspekt des Themas zu bemühen, was ihm zu Anfang sogar erstaunlich gut gelingt, doch im Verlauf der Story, die vom Hörfabrikchef Horst Kurth selbst - bekannt als Sprecher des Charakters Ashley Pitt aus der A.D.F. Serie - durchaus elegant gelesen wird, wobei er von Annika Weitershagen solide unterstützt wird; also im Verlauf der Story - um den Faden wieder aufzugreifen - die eigentlich gar keine ist, sondern vielmehr eine Art Monolog, der wohl von vorn herein eher als Vortrag denn als Geschichte konzipiert worden ist, ergeht sich Buschmann dann doch eher in schwurbeligen Umschreibungen und bemüht teilweise eher den Kitsch - Sorry! - als den Thrill, sag ich jetzt mal, doch versucht er dies auf hochliterarischem Wege, was eben nicht fruchtet. Genau das macht ja auch Anne Rice oft falsch, weswegen ihre Bücher von den Zeitgenossen, die nicht zu ihren "Jüngern" gehören, eher als langweilig, uninspiriert und sogar als pseudo-alles Mögliche empfunden werden. Der bittersüße Schluss der Geschichte vermag dann auch wohl eher den Uta Danella Fan zu entzücken als den gestandenen Horrorfan.

Ganz anders verhält es sich mit Michael Peleschkas "Durst". Zwar ist auch diese Geschichte eher als eine Art Monolog verfasst, doch kann ich mir sehr gut vorstellen, und anders geht es ja nicht, denn ich habe ja nur die CD vorliegen, nicht aber die Geschichten in gedruckter Form, dass "Durst" aufgrund der Rasanz sich auch lesenderweise zu erarbeiten recht unterhaltsam wäre. Es ist jetzt auch gar nicht so, dass die Story selbst so doll ist, vielmehr ist es die Art, wie sie verfasst ist, denn die kickt Arsch, und was daraus der Erzähler, oder sagen wir doch besser, der Performer Oliver Theile auf der CD daraus macht, das hat Klasse und erinnert in besten Momenten beinahe an den Irrwisch Klaus Kinski, oder zumindest an den großen Könner Martin Semmelrogge, der in seinen besten Momenten zu ähnlichem in der Lage ist und der schon viel zu lange unterschätzt wird. Theile bietet einen absolut durchgeknallten Vortrag und setzt somit das absolute Highlight dieser "Kurzarbeit."

Flugs die CD gewechselt und schon geht es weiter mit Christian Stocks "Tanz mit dem Tod". Angenehmerweise folgt Stock eher einer konventionelleren Erzählweise, was bedeutet, wir haben es hier mit einer klassischen Horror Short Story zu tun, und gar nicht mit einer schlechten! Zwar folgt der Autor im Verlauf der Erzählung nicht immer den Gesetzen der Logik und holpert mitunter ein wenig in seinem Stil, doch er legt ein erstaunliches Timing vor was geschickte Suspense Spannung angeht und streut immer wieder gekonnt Thrill und krassen Splatter in seine Geschichte ein. Dies wird auch von den sympathischen Menschen der "Hörfabrik" gekonnt durch eine wohlig und manchmal auch brutal gruselige akustische Untermalung vorangetrieben. Man muss sagen, Stock hat definitiv die beste Geschichte dieser "Kurzarbeit" verfasst, doch hätte man sich eine bessere Lesung als die von Ron Salert gewünscht, der seine Sache zwar nicht schlecht macht, doch leider eben auch nicht besser als nicht schlecht.

Nach den zwei starken Vorgängern kann "Die Therapie" von Olaf von der Heydt tragischerweise nur noch verlieren. Zu vorhersehbar ist die Auflösung, zu plakativ sind die Ansätze, zum Beispiel die Alpträume der Figur Angela, da kommt leider nicht wirklich Spannung auf, zumal die Figuren ziemlich zweidimensional bleiben. Leider ist die letzte Geschichte auch die schlechteste, was unter Umständen dazu führen mag, dass man vom letzten Eindruck geprägt das gesamte Projekt zu schwach einschätzt.

Vielleicht hätte man Horst Kurth und seinem Team ein glücklicheres Händchen bei der Auswahl seiner Geschichten gewünscht, doch muss man sich natürlich letztlich auch vor Augen halten, dass die Hörfabrik ein kleines Label ist und man kaum die Kohle hat, Lizenzen für Geschichten von den großen Genre Stars zu erwerben, zudem ist die ganze Sache ja sowieso auch eher als Plattform für die unbekannten Talente gedacht, und ich würde vermuten, dass die Stories allesamt exklusiv für dieses Projekt verfasst worden sind. Unterm Strich bleibt aber zumindest, dass die "Hörfabrik" mit den "Vampiren" wieder einen Schritt nach vorn gemacht hat, und das freut den Rezensenten. Chefe Kurth hat seinen Vortrag abermals steigern können, der Wirbelwind Theile begeistert richtig, und der "Tanz mit dem Tod" bietet soliden Suspense von einem Autoren, von dem man gern noch mehr lesen (hören) möchte, so viel zum positiven Eindruck. Kritisiert hingegen wurde genug, einen Extrapunkt gibt es sowieso für den Underground-Status der ganzen Geschichte, somit kann man mit Fug und Recht (und einem klein bisschen Wohlwollen) drei Fledermäuse vergeben.



2001 - 2009 by  webmaster@vampire-world.com       Stand: 05.11.2006 Seitenanfang nächste Seite