Kurzarbeit
(3) Vampire
Buch
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Norman
Buschmann, Christian
Stock, Olaf von der Heydt, Michael Peleschka |

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Produktion
und Regie |
Horst
Kurth |
Kategorie |
Hörspiel |
Länge |
ca.
145 min |
Produktionsjahr |
2006 |
Studio |
Hörfabrik |
ISBN-Nummer |
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gelesen
von: |
Annika
Weitershagen |
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Horst
Kurth |
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Ron
Salert |
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Erik
Albrodt |
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Oliver
Theile |

1.)
Der Kuss von Norman Buschmann
gelesen
von Annika Weitershagen und Horst Kurth
"Du willst
also wirklich wissen, wer ich bin?"
Was ist es, dass Sie an seinen Lippen hängen lässt, ohne
ein Wort zu sagen? Was macht er, dass Sie sich seinem Verlangen
ungezwungen hin gibt, ohne einen Anflug von Furcht, oder gar Skrupel
zu spüren? Ist es Hypnose? Oder entpuppt sich alles nur als...
ein aufregender Traum?
2.) Der Tanz
mit dem Tod von Christian Stock
gelesen von Ron Salert
Das Stardust
ist die neueste, modernste und angesagteste Disco in der Stadt.
Tolle Musik, eine gelungene Location und wirklich hübsche Frauen.
Frank Reicholdt erliegt dem Stardust nach anfänglicher Skepsis
vollkommen, besonders seiner hübschen Besitzerin. Doch es ist
alles nicht was es zu sein scheint und plötzlich erlebt er
die schlimmsten Stunden seines Lebens
3.) Die Therapie
von Olaf von der Heydt
gelesen von Erik Albrodt
... Ich möchte
lernen, wie andere ihre Sucht bekämpfen!"
Der Neue in der Selbshilfegruppe gibt Angela einige Rätsel
auf. Und
vielleicht ist es gerade das, was ihn so interessant macht...
4.) Durst von
Michael Peleschka
gelesen von Oliver Theile
Er hat Durst.
Alles in ihm schreit nach Blut.
Er macht sich auf die Jagd und hetzt durch
die Nacht. Wahnsinnig vor Durst sucht
er ein neues Opfer.

In der dritten
Ausgabe ihrer Serie "Kurzarbeit" widmet sich der kleine
(aber feine) unabhängige Hörspiel- und -buchverlag "Hörfabrik",
deren bekanntestes Produkt wohl die Serie "A.D.F. - Anti Demon
Force" sein dürfte (hier geht es zum Review der Folge
1 mit dem schönen Titel Das Blut des Vlad),
auf zwei CDs den Vampiren. Vier Kurzgeschichten von bislang noch
unbekannten Autoren werden von 5 verschiedenen Sprechern als inszenierte
Lesungen dargeboten, viermal wird das Thema Vampirismus dabei von
völlig unterschiedlichen Ansätzen angegangen. Und das
passiert in den vier Geschichten.
1) "Der
Kuss" von Norman Buschmann
Ein junger Verführer
erzählt seiner neuesten Eroberung die Geschichte seines Lebens,
wie er zu dem wurde, der er jetzt ist, bis sie am Ende merkt, mit
wem (oder vielmehr auf was?) sie sich da wirklich eingelassen hat
2) "Durst"
von Michael Peleschka
Ein namenloser
Ich-Erzähler hetzt getrieben von seiner Gier durch die Nacht.
Doch bei seiner fiebrigen Jagd nach neuen Opfern und frischem Blut
vergisst er eine wichtige Regel: Hüte dich vor den Jägern,
denn im Königreich der Schweine ist der Schlächter der
König (oder so ähnlich
)
3) "Der
Tanz mit dem Tod" von Christian Stock
Das "Stardust"
ist der neue In-Club der Stadt. Eher unmotiviert lässt sich
der junge Frank von seinem besten Freund dort hinschleppen, doch
schon bald bessert sich seine Stimmung, besonders weil es ihm die
hübsche Geschäftsführerin durchaus angetan hat. Obschon
er sich am nächsten Tag nicht mehr recht an die Ereignisse
der vergangenen Nacht erinnern kann (war es der Alkohol?), stattet
er dem glamourösen Tanzschuppen in der Folgenacht freudig erregt
einen neuen Besuch ab, was er besser nicht getan hätte, denn
fortan pflastern Leichen seinen Weg
und - Vampire
!
4) "Die
Therapie" von Olaf von der Heydt
Der äußerst
attraktive, aber leider reichlich rätselhafte Tom mag in der
Therapiegruppe der jungen Psychologin Angela gar nicht darüber
reden, welche Sucht er hier zu bekämpfen versucht. Als sie
sich in den seltsamen Klienten verliebt und ihn überredet,
noch auf den berühmten Kaffee mitzukommen, muss sie feststellen,
dass ihre Menschenkenntnis wohl doch nicht so ausgeprägt ist
und sie vielleicht in ihrer Berufswahl fehl ging, was für sie
leider bitter endet

Vier unterschiedliche
Geschichten, vier völlig andere Herangehensweisen - und leider
auch vier verschiedene Qualitäten, dies sowohl was die Geschichten
als solche angeht wie auch den Vortrag!
Norman Buschmanns
"Der Kuss" kommt reichlich eitel daher. Der Autor gefällt
sich dabei, ein wenig in den Fahrwassern von Anne
Rice zu segeln und besonders den natürlich nicht von der
Hand zu weisenden erotischen Aspekt des Themas zu bemühen,
was ihm zu Anfang sogar erstaunlich gut gelingt, doch im Verlauf
der Story, die vom Hörfabrikchef Horst Kurth selbst - bekannt
als Sprecher des Charakters Ashley Pitt aus der A.D.F. Serie - durchaus
elegant gelesen wird, wobei er von Annika Weitershagen solide unterstützt
wird; also im Verlauf der Story - um den Faden wieder aufzugreifen
- die eigentlich gar keine ist, sondern vielmehr eine Art Monolog,
der wohl von vorn herein eher als Vortrag denn als Geschichte konzipiert
worden ist, ergeht sich Buschmann dann doch eher in schwurbeligen
Umschreibungen und bemüht teilweise eher den Kitsch - Sorry!
- als den Thrill, sag ich jetzt mal, doch versucht er dies auf hochliterarischem
Wege, was eben nicht fruchtet. Genau das macht ja auch Anne Rice
oft falsch, weswegen ihre Bücher von den Zeitgenossen, die
nicht zu ihren "Jüngern" gehören, eher als langweilig,
uninspiriert und sogar als pseudo-alles Mögliche empfunden
werden. Der bittersüße Schluss der Geschichte vermag
dann auch wohl eher den Uta Danella Fan zu entzücken als den
gestandenen Horrorfan.
Ganz anders
verhält es sich mit Michael Peleschkas "Durst". Zwar
ist auch diese Geschichte eher als eine Art Monolog verfasst, doch
kann ich mir sehr gut vorstellen, und anders geht es ja nicht, denn
ich habe ja nur die CD vorliegen, nicht aber die Geschichten in
gedruckter Form, dass "Durst" aufgrund der Rasanz sich
auch lesenderweise zu erarbeiten recht unterhaltsam wäre. Es
ist jetzt auch gar nicht so, dass die Story selbst so doll ist,
vielmehr ist es die Art, wie sie verfasst ist, denn die kickt Arsch,
und was daraus der Erzähler, oder sagen wir doch besser, der
Performer Oliver Theile auf der CD daraus macht, das hat Klasse
und erinnert in besten Momenten beinahe an den Irrwisch Klaus
Kinski, oder zumindest an den großen Könner Martin
Semmelrogge, der in seinen besten Momenten zu ähnlichem in
der Lage ist und der schon viel zu lange unterschätzt wird.
Theile bietet einen absolut durchgeknallten Vortrag und setzt somit
das absolute Highlight dieser "Kurzarbeit."
Flugs die CD
gewechselt und schon geht es weiter mit Christian Stocks "Tanz
mit dem Tod". Angenehmerweise folgt Stock eher einer konventionelleren
Erzählweise, was bedeutet, wir haben es hier mit einer klassischen
Horror Short Story zu tun, und gar nicht mit einer schlechten! Zwar
folgt der Autor im Verlauf der Erzählung nicht immer den Gesetzen
der Logik und holpert mitunter ein wenig in seinem Stil, doch er
legt ein erstaunliches Timing vor was geschickte Suspense Spannung
angeht und streut immer wieder gekonnt Thrill und krassen Splatter
in seine Geschichte ein. Dies wird auch von den sympathischen Menschen
der "Hörfabrik" gekonnt durch eine wohlig und manchmal
auch brutal gruselige akustische Untermalung vorangetrieben. Man
muss sagen, Stock hat definitiv die beste Geschichte dieser "Kurzarbeit"
verfasst, doch hätte man sich eine bessere Lesung als die von
Ron Salert gewünscht, der seine Sache zwar nicht schlecht macht,
doch leider eben auch nicht besser als nicht schlecht.
Nach den zwei
starken Vorgängern kann "Die Therapie" von Olaf von
der Heydt tragischerweise nur noch verlieren. Zu vorhersehbar ist
die Auflösung, zu plakativ sind die Ansätze, zum Beispiel
die Alpträume der Figur Angela, da kommt leider nicht wirklich
Spannung auf, zumal die Figuren ziemlich zweidimensional bleiben.
Leider ist die letzte Geschichte auch die schlechteste, was unter
Umständen dazu führen mag, dass man vom letzten Eindruck
geprägt das gesamte Projekt zu schwach einschätzt.
Vielleicht hätte
man Horst Kurth und seinem Team ein glücklicheres Händchen
bei der Auswahl seiner Geschichten gewünscht, doch muss man
sich natürlich letztlich auch vor Augen halten, dass die Hörfabrik
ein kleines Label ist und man kaum die Kohle hat, Lizenzen für
Geschichten von den großen Genre Stars zu erwerben, zudem
ist die ganze Sache ja sowieso auch eher als Plattform für
die unbekannten Talente gedacht, und ich würde vermuten, dass
die Stories allesamt exklusiv für dieses Projekt verfasst worden
sind. Unterm Strich bleibt aber zumindest, dass die "Hörfabrik"
mit den "Vampiren" wieder einen Schritt nach vorn gemacht
hat, und das freut den Rezensenten. Chefe Kurth hat seinen Vortrag
abermals steigern können, der Wirbelwind Theile begeistert
richtig, und der "Tanz mit dem Tod" bietet soliden Suspense
von einem Autoren, von dem man gern noch mehr lesen (hören)
möchte, so viel zum positiven Eindruck. Kritisiert hingegen
wurde genug, einen Extrapunkt gibt es sowieso für den Underground-Status
der ganzen Geschichte, somit kann man mit Fug und Recht (und einem
klein bisschen Wohlwollen) drei Fledermäuse vergeben.


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