Grusel
Kabinett (3) - Die Familie des Vampirs
Buch
|
Marc Gruppe |
|
Regie |
Marc
Gruppe |
Kategorie |
Hörspiel |
Länge |
ca.
68 Min |
Produktionsjahr |
2004 |
Studio |
Titania
Medien |
SBN-Nummer |
3-937273-04-2 |
|
|
Sprecher |
|
Erzähler |
Friedrich
Schoenfelder |
Serge
d'Urfé |
David
Nathan |
Gortscha |
Jürg
Löw |
Grigori |
Peer
Augustinski |
Polina |
Daniela
Hoffmann |
Sascha |
Lucas
Mertens |
Zdenka |
Arianne
Borbach |
Pjotr |
Jens
Hajek |
Isabelle |
Manja
Doering |
Mutter
Oberin |
Dagmar
von Kurmin |
Die neue Reihe,
basierend auf den Meisterwerken der Schauer-Romantik. Atmosphärische
Hörspirle, besetzt mit Top-bekannten Synchron-Stimmen, untermalt
mit orchestraler Musik.
Schaurig schön...
Die Familie
des Vampirs
von A.K. Tolstoi
Hörspiel von Marc Gruppe
A.K. Tolstoi
hat dem osteuropäischen Volksglauben an Vampire ein literarisches
Denkmal gesetzt.
1788 in Kisolova,
einem Dorf in Serbien
Ein Wintereinbruch hindert Serge d'Urfé an der Fortsetzung
seiner Reise. Im Haus der Familie des alten Gortscha findet er Schutz
vor den Wölfen und Gefallen an der schönen Zdenka. Der
Hausherr selbst ist vor Tagen aufgebrochen, um den berüchtigten
Vampir Alibek zu töten. Zuvor hatte er seiner Familie eingeschädft,
ihn keinesfalls mehr einzulassen, wenn der nach einer festgelgeten
Frist komme, da er dann selbst zum Vampir geworden sei.
Mit Ablauf der Frist begehrt Gortscha Einlass in sein Haus...
Wien 1815: eine
exklusive Abendgesellschaft vertreibt sich im Zuge des Wiener Kongresses,
bei dem Europa nach Napoleons endgültiger Niederlage neu von
den Siegermächten geordnet wird, seine Zeit mit Schauergeschichten.
Zu später Stunde ist die Reihe an dem französischen Diplomaten
Serge d'Urfé eine Anekdote zum Besten zu geben, dieser lässt
sich nicht lange lumpen und beteuert, die Geschichte, die er nun
erzählen werde, entspräche der Wahrheit. Sie sei vor langer,
langer Zeit geschehen, als er, Serge, noch ein junger Mann war.
Damals, 1788 in dem serbischen Dorf Kisolova...
Bereits zu jener
Zeit steht er in diplomatischen Diensten der französischen
Regierung, und so begibt es sich, dass Serge wegen der unglücklichen
Liebschaft mit der schönen Isabelle seine Vorgesetzten um die
Versetzung in den Außendienst ersucht. Er wird auf eine lange,
gefahrvolle Reise in die Balkanregion entsendet und im bitterkalten
Winter des Jahres 1788 verschlägt es ihn in besagtes Dorf Kisolova.
Halb erfroren und von ausgehungerten Wölfen gehetzt findet
er schließlich eine Herberge im Haus des alten Gortscha und
seiner Familie. Sofort verliebt er sich in die schöne Zdenka,
Gortschas Tochter, die seiner verflossenen Liebe Isabelle so verblüffend
ähnlich sieht.
Doch die Stimmung
im Haus ist gedrückt, denn der alte Gortscha ist bereits seit
10 Tagen fort um dem berüchtigten Räuber und Vampir Alibek
den Garaus zu machen. Kehrt er nicht bis zur Mitternacht des zehnten
Tages in sein Haus zurück, so hatte er seine Familie bei seiner
Abreise beschworen, so soll er nicht mehr ins Haus gelassen werden;
denn dann habe Alibek ihn in sein finsteres Reich geholt und ihn
ebenfalls in einen Vampir - einen Wurdelak - verwandelt, und ein
solcher kommt stets, um die, die er im Leben geliebt hatte zu holen.
Heute ist die zehnte Nacht...
Mehr soll hier
eigentlich noch gar nicht von den wirklich spannenden und fürwahr
unheimlichen Ereignissen d'Urfés auf dem Balkan vorweg genommen
werden, denn eines ist mal klar: dies ist wohl das gruseligste Hörspiel,
welches der Schreiber dieser Zeilen zumindest seit langer Zeit hören
durfte, und sicherlich das beste, welches bislang in der großartigen
"Gruselkabinett" Serie bei Titania Medien erschien.
Das Label hat
sich ja auf die Fahnen geschrieben, Klassiker der Schauer Literatur
auf atmosphärische Art neu aufzuarbeiten, wobei Mastermind
Marc Gruppe, Autor und Regisseur der beindruckenden Produktionen
in Personalunion, zum Teil recht frei in seiner Bearbeitung mit
den Vorlagen umspringt. Doch tut er dies mit so viel Fingerspitzengefühl
und einem feinen Gespür für genau die Dramatik, die das
Medium erfordert, um die Sache rundum zum Genuss werden zu lassen
einerseits, und dem gebührenden und angemessenen Respekt vor
den Werken der großen Autoren andererseits, sie nicht gänzlich
zu verfremden und auf triviale Art und Weise auszuschlachten. Ein
großes Lob gebührt Herrn Gruppe hierfür schon mal
ganz sicher.
In diesem Fall
hat er sich die berühmte Erzählung A. K. Tolstois (bitte
nicht mit Leo Tolstoi, dem Autoren von "Krieg und Frieden"
verwechseln) aus dem Jahre 1847 vorgenommen, eines der großen
Werke osteuropäischer Schauer Romantik, vielleicht neben Gogols
"Der Wij" sogar das Meisterwerk jener Jahre jener Breiten,
und hat auch in diesem Fall wieder an mancher Stelle etwas gestrafft,
hier etwas hinzugefügt und dort etwas ausgelassen. So ist bei
Gruppe etwa Serge d'Urfé ganz der romantische Held und Liebhaber
und nicht etwa ein Schürzenjäger wie in der Vorlage, und
auch der - zugegeben! - nicht ganz unvorhersehbare Schluss wurde
im Sinne der Dramatik und eines zünftigen "Big Bangs"
modifiziert und umgeschrieben, doch all dies kommt wirklich der
Rasanz und der Atmosphäre nur absolut zugute. Zwar haben sich
die Ausdrucksformen der Dramaturgie wie der Dramatik in den vergangenen
150 Jahren nicht sooo grundlegend geändert, wohl aber das Empfinden
diesbezüglich der Leser / Hörer.
In jedem Fall
ist es gelungen, ein Hörspiel zu kreieren, welches (nicht nur)
dem zartbesaiteten Hörer eine Gänsehaut den Rücken
hinabzujagen vermag, und da steht einmal mehr auch und gerade das
brillante Sprecherensemble mit seinen fantastischen Leistungen in
der Verantwortung. Der überaus geschätzte David Nathan,
deutsche Stimmbandvertretung unter anderem von Johnny Depp, gibt
uns gewohnt großartig den Serge d'Urfé, wird aber diesmal
sogar noch getoppt von dem großen Peer Augustinski, den man
ja nicht nur als kongeniale Synchronstimme Robin Williams kennt
und der hier den Grigori spricht, und in besonderem Maße von
Jürg Löw, Hörspielfans kennen ihn als Erzähler
der "Point Whitmark" Serie, der seine markante, ja fast
unheimliche, tiefe Stimme dem alten Gortscha, dem Wurdelak, leiht
und für reinsten Grusel sorgt.
Na klar bleibt
das Ganze am Ende dennoch "nur" schauerlich. Im besten
Sinne könnte man es als altmodisch bezeichnen, wenn man denn
so will, aber gerade deshalb ist dieses Stück auch im Sinne
der Vorlage so verdammt unheimlich, dramatisch und gut geworden,
meinen zumindest wir in aller Bescheidenheit. Auf knallharte Effekte
wie bei den "Sinclair" Hörspielen wurde hier bewusst
verzichtet, denn man wollte ja schließlich dem eigenen Anspruch
gerecht werden und nicht einen "Horrorschocker" produzieren,
und das ist beinahe ein hehrer Anspruch, der kaum hoch genug zu
loben ist.
An den Covers
der feinen Serie könnte Titania eventuell noch etwas feilen,
denn die wirken reichlich unspektakulär und noch fast ein wenig
nach "am eigenen PC zusammengebastelt", aber vermutlich
steckt man hier wie weiland bei der Alpia Schokolade jede Mark (das
war mal die Währung in diesem Land, damals, bevor der Euro
kam...so weiß es noch der Märchenonkel) in die Sache
und keine in die Werbung.
Wer nun Alexei
Tolstois Geschichte vielleicht auch gern mal visuell ansichtig werden
möchte, dem möchten wir Mario Bavas famosen Episodenfilm
Die
drei Gesichter der Furcht empfehlen, hier gibt es den großen
Boris Karloff in einer seiner letzten Rollen als Wurdelak Gortscha
zu bewundern, oder aber auch den ganz guten Night
of the Devils von Giorgio Ferroni aus dem Jahre 1972, der aber
nur sehr schwer zu bekommen ist.
Das vorliegende
Hörspiel indes ist ja nicht so schwer zu erwerben, also..
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