Der
Vampir aus dem All (OT:
Not of this Earth)
Ein
seltsam anmutender Man in Black erscheint ganz stilecht mit Sonnenbrille
in Dr. Rochelles Praxis und verlangt von Krankenschwester Nadine
eine sofortige Bluttransfusion. Für Tests und all so Zeugs
habe er keine Zeit, er sei ein schwerkranker Mann und wolle einfach
nur das Blut. Als Dr. Rochelle erscheint, murmelt der Mann, der
sich als Mr. Johnson vorstellt, er habe Blutgruppe 0. Rochelle bleibt
weiter misstrauisch, so muss Johnson tiefer in die Trickkiste greifen
und manipuliert den Medizinmann mittels seiner mentalen Fähigkeiten,
denn was weder Rochelle noch Nadine ahnen, Johnson entstieg in der
Pre-Title-Sequenz einer fliegenden Untertasse. Er ist ein Abgesandter
eines weit entfernten und hoch technologisierten Planeten, auf dem
aber dummerweise schon seit ewiger Zeit ein Krieg tobt, der die
Bevölkerung permanenter radioaktiver Bestrahlung aussetzt,
was sich wiederum negativ auf den Lebenssaft der Aliens auswirkt:
ihr Blut zersetzt sich ständig und in immer höherer Geschwindigkeit.
Gibt es keinen Nachschub mehr, ist Johnsons Welt dem Untergang geweiht.
Dies allerdings bindet er uns primitiven Erdlingen nicht auf die
Nase, schließlich ist er hier, um herauszufinden, ob unser
menschliches Blut kompatibel ist für seine Rasse. Sollte dies
zutreffen, zieht man eine Eroberung des Planeten Erde in Betracht,
was zumindest mal vorläufig die extraterrestrische Vorratskammer
wieder auffüllen würde.
Dr.
Rochelle attestiert Johnson eine schwere Blutkrankheit. Mittels
seiner manipulativen Fähigkeiten "überredet"
der Fremde Schwester Nadine vorrübergehend bei ihm einzuziehen,
um ihm die nötigen Bluttransfusionen zu verabreichen. Gesagt,
getan, noch am selben Tag bezieht Nadine in Johnsons riesigem Anwesen
Quartier. Dort trifft sie auch auf Jeremy, einen Kleinkriminellen,
der von Johnson als Faktotum angestellt wurde. Zwar ist Nadine über
die Annäherungsversuche des jungen Mannes nicht very amused,
dafür weiß er aber allerhand über den zwielichtigen
Johnson. All zu mysteriöses geht nämlich in dem großen
alten Haus vor sich. Leute verschwinden offensichtlich, und den
Keller des Hauses darf niemand betreten.
Natürlich
betreibt Johnson dort unten ein geheimes Labor, in dem er mit menschlichem
Blut experimentiert. Zudem gibt es in seinem Arbeitszimmer eine
Art Dimensionstunnel (für dessen Gestaltung weder Kosten noch
Mühen gescheut und glatt fünf oder sechs blaue Neonröhren
im Baumarkt gekauft wurden), durch den er Kontakt zu seiner Heimatwelt
aufnehmen kann. Sogar interstellare Reisen sind mit dem dollen Gerät
möglich (fraglich nur, weshalb Johnson dann per UFO auf die
Erde kam). Als sich eine Stripteasetänzerin in der Haustür
irrt, schickt Johnson diese durch den Tunnel zu seinem Planeten,
quasi als Appetithäppchen.
Schließlich
kommt eine weitere Besucherin von Johnsons Heimatwelt durch den
Tunnel und berichtet, dass die Zeit dränge. Auf dem Planeten
herrsche Chaos und Anarchie, die Ordnung ist nicht länger aufrecht
zu halten, das Volk lechze nach Blut. Auch die Fremde benötigt
dringend eine Infusion, so brechen sie und Johnson in Rochelles
Praxis ein und stehlen eine Konserve, die aber dummerweise eine
mit Tollwut infizierte Probe enthält (wobei Johnson eigentlich
in seinem Keller über genügend eigene Konserven verfügt,
aber wozu schon die Logik bemühen?). Nun läuft die tolle
Tante Amok. Zu aller erst metzelt sie eine Streetgang nieder, dann
versucht sie einer anderen jungen Dame an die (Reiz)Wäsche
zu gehen. Schließlich bricht die Alien-Braut zusammen und
landet - natürlich - auf dem Untersuchungstisch von Dr. Rochelle.
Nun ist aber echt klar, hier läuft etwas oberschräges.
Als
Johnson Nadine beim rumschnüffeln entdeckt, beschließt
er, sie ebenfalls durch den Lichttunnel zu schicken.
Können Rochelle und der Cop Harry, der in Nadine verliebt ist,
diese noch rechtzeitig vor der Abreise zum Planeten der Vampire
retten?
Falls irgendwem die Geschichte bekannt vorkommt, so muss dies nicht
weiter verwundern, denn die Story, die auf einem Originaldrehbuch
von Charles Griffith und Mark Hanna basiert, wurde schon mehrfach
verfilmt. Erstmals 1958 von Roger Corman (wem wohl sonst?), der
bei vorliegender Version von 1988 als Präsentator fungierte,
den Stoff aber 1995 erneut selber verfilmte (mit Michael York in
der Hauptrolle.) Zu guter letzt wurde die Story leicht abgewandelt
unter dem Titel "Star Portal" 1998 ein viertes (und bislang
letztes) mal verbraten, Regisseur hierbei war, wer ahnte es nicht?,
Roger Corman. Wie heißt es doch immer so schön, Geiz
ist geil, wozu auch ständig neue Drehbücher kaufen, wenn
man doch schon eines hat?
Die
hier besprochene 1988'er Version von Jim Wynorski beruht übrigens
tatsächlich auf einer Wette, die Corman mit Wynorski abschloss.
Dabei ging es darum, das Wynorski behauptete, er könne genau
wie weiland Corman himself auch Anno 1988 noch die Geschichte binnen
einer Woche für Cormans damaliges 58'er Budget von nicht mehr
als 100.000 $ im Kasten haben. Nun, es gelang ihm, und davon merkt
man als Zuschauer auch eine ganze Menge. Wir wissen nicht, wie hoch
der Wetteinsatz gewesen ist, Tatsache ist aber, dass der Film ein
hübsches Sümmchen in Cormans Kasse brachte (schließlich
durfte dieser den Film vertreiben), was aber wohl eher nicht an
der ausgefuchsten Story oder aber den bahnbrechenden Spezialeffekte
wie der edlen Ausstattung (grins!!!) gelegen haben wird, sondern
viel eher auf das Mitwirken seiner populären Hauptdarstellerin
zurückzuführen ist. Diese ist niemand geringeres als die
Ex-Porno Aktrice Traci Lords in ihrer ersten "seriösen"
(höhö!) Rolle. Bekannt geworden ist sie hauptsächlich
durch den Umstand, das sie bei ihrem Ausstieg aus der Horizontalbranche
erst 19 Jahre alt war, was bedeutet, das eine Vielzahl ihrer Frühwerke
zu einer Zeit entstanden ist, als Mademoiselle selber noch reichlich
frühreif, keineswegs aber volljährig war. Dies führte
zu allerhand bösen Diskussionen und letztlich zu einer riesigen
Prozesslawine. Miss Lords indes konnte diese Publicity natürlich
nur Recht sein, der Karriere war's auf jeden Fall dienlich. Auch
wenn es inzwischen ruhiger um sie geworden ist, so kann sie sich
dennoch gegenwärtig, inzwischen Mitte Dreißig, nicht
über mangelnde Beschäftigung (im B-Filmsektor) beklagen.
Man sollte noch hinzufügen, dass Traci Lords ihren Job in "Not
of this Earth" auch durchaus ganz passabel machte, was schon
ein wenig verwundert, denn die meisten Darstellerinnen aus dem Adult-Fach
werden ja eher selten wegen ihrer schauspielerischen Talente angeheuert...
Tracis
Ensemblekollegen allerdings sind fast ausnahmslos überfordert,
speziell Roger Lodge als Motorrad Cop Harry und Lenny Juliano, der
den nervenden Jeremy beinahe unterirdisch schlecht spielt (na ja,
aber ist ja auch eine undankbare Rolle.) Arthur Roberts und Ace
Mask geben dann wieder ganz passable Darbietungen, wenn auch ihre
Parts nicht viele Möglichkeiten bieten, sonderlich darin zu
glänzen.
Insgesamt
ist der Film dann aber gar nicht mal so schlecht wie erwartet. Eigentlich
ist er sogar über weite Strecken ganz unterhaltsam, sieht man
mal von den üblichen B-Film Problemen ab. Ob Wynorskis Version
der Geschichte dem Corman'schen Original gleicht und wenn ja, in
wie fern, kann leider in Unkenntnis der anderen Verfilmungen nicht
nachgehalten werden, allerdings lassen weder Drehzeit noch die paar
Penomsen Budget auf besondere Modifizierungen der Vorlage schließen.
Macht ja auch nichts, denn hier liegt sogar der eigentliche Charme
des Films, denn Wynorski traf ziemlich genau das Autokino-Horror-SciFi-Trash-Feeling
der 50'er Jahre Amerikas. Ob sein Film auch in der Zeit spielen
soll oder doch eher in der (damaligen) Gegenwart (ist ja auch schon
wieder mehr als 15 Jahre her!) lässt sich allerdings nicht
ganz nachvollziehen, denn ein Großteil der Ausstattung (allein
schon die Fahrzeuge und besonders die Laboreinrichtungen mit den
typischen bunten Blubbergläsern) spräche dafür, einige
der Outfits eher wieder dagegen, aber letztlich ist das ja auch
ganz egal.
Nicht
unerwähnt bleiben sollte noch der Vorspann, für den Wynorski
scheinbar Cormans gesamtes Archiv plünderte und schmerzfrei
einfach allerhand Szenen mit den billigsten Monsterfiguren, die
Filmfan sich vorstellen kann (und die freilich mit der Handlung
dieses Films so viel zu tun haben wie der 1.FC Köln mit dem
Gewinn des deutschen Meister Titels) aneinander montierte. Was das
soll? Nun, eine Hommage an Cormans Schaffen?
Ach was! Wie war das noch mit dem Geiz?
Aber
das geht ok! Der Film auch. Er wird wohl kaum jemals in den Verdacht
geraten, ein Meisterwerk zu sein, für einen okayen Videoabend
reicht's aber, zumal auf der deutschen MGM/UA Homevideo VHS noch
als Bonus ein recht lustiger "Tom und Jerry" Cartoon zu
sehen ist. Hat zwar nichts mit dem Film zu tun, finde ich aber cool.
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