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Thicker than Water: The Vampire Diaries Part 1

USA 2008, Farbe, 86 min
 
Regie: Phil Messerer
Drehbuch: Phil Messerer
Kamera: Phil Messerer
Musik Jezabella Kipp, Liz Lysinger, David Willis-Lorenz
Produzenten Phil Messerer, Michael Gongora, Jill Gould, Dustin Leddy
Devon Baily Helen Baxter
Eilis Cahill Lara Baxter
JoJo Hristova Mom
Michaels Strelow Raymond Baxter
Anthony Morelli Dad
Peter Morr Patrice Duchamp III

Amerika, irgendwo in einem typischen Outskirt-Suburbia, wie man es aus typisch amerikanischen Filmen oder TV-Serien kennt. Hier lebt die Familie Baxter, als da wären die ungleichen Teenage-Schwestern Lara, ein Gothic Girl, das von romantischen Anne Rice Vampirwelten träumt und ihre perfekte Schwester Helen, everybodys Cheerleadertraum und der ganze Stolz der Familie, abgrundtief hasst und insgeheim verwünscht. Auch ein älterer Bruder lebt noch im Haus, Raymond, ein verklemmt wirkender Neuro-Wissenschaftler, der in seinem Zimmer eigenartige Experimente durchführt und sich später als homosexuell outet. Dann wäre da noch Daddy, der der Familie eines schönen Dinnerabends offenbart, sie zu verlassen, was uns zu Mom bringt, einer ehemaligen bulgarischen Eiskunstläuferin, die ihr Heil in der Religion gefunden hat. Klingt schräg, ist es auch!

Als sich Lara eines Tages wieder besonders über Helen Perfect ärgert, zelebriert sie eine Art Voodoo-Ritual um sie mit einem Bann zu belegen. Bald beginnt Helens Nase zu bluten, was nicht mehr aufhört bis diese anämisch dahinsiecht. Raymond untersucht Helens Blut und entdeckt einen seltsamen Virus (nein, nicht die Schweinegrippe), der scheinbar rote Blutzellen verschlingt. Ein Gegenmittel gibt es nicht und Helen stirbt. Lara wünscht sich voller Reue ihre Schwester zurück, und schon, tok tok tok, klopft es an der Tür und wer steht draußen? Na klar, Helen, blutüberströmt… Sie ist nun, was Lara so gern gewesen wäre: ein Vampir!



Nach einer relativ langen Zeit der selbst auferlegten Abstinenz ist dies nun der erste neue bzw. aktuelle Vampirstreifen, den ich mir angeschaut habe. Vieles hat sich ja getan in der letzten Zeit im Subgenre, das mancher auch gern die Königsklasse des Horrorfilms nennt. Ausgerechnet den unseligen "Twilight" Schriften der megaerfolgreichen Stephanie Meyer ist die augenblickliche Renaissance der Vampirwelle geschuldet, was der Rezensent so gar nicht nachvollziehen kann/mag, weswegen ihm auch all jene, die sich bemühen vollkommen andere Wege zu gehen und sich dennoch im Subgenre umtun, jederzeit willkommen sind. Phil Messerer, das ambitionierte Mastermind hinter dem Projekt - Drehbuchschreiber, treibende Kraft und Regisseur in Personalunion - ist so jemand. Sein Film ist eine Low-Budget Independent Produktion und weitab des "Twilight" Mainstreams unterwegs. Seinen Film in irgendeiner Form zu klassifizieren gestaltet sich schon alles andere als einfach, wobei dies freilich löblich gemeint ist, denn er ist sowohl eine schwarze, teils obskure Komödie, ein Familiendrama (der absolut anderen Art), eine Coming of Age Geschichte wie auch ein schauriges Kammerspiel, denn der überaus größte Teil der Geschichte spielt sich ausschließlich im Baxter Haus ab, wobei der Kreis der Agierenden relativ überschaubar bleibt. Ganz klar, letzterer Umstand hat auf jeden Fall damit zu tun, dass eben nicht allzu viel Kohle verbraten werden durfte weil wohl kaum welche vorhanden war. Doch was in manch einem B-Film oftmals beinahe quälend daherkommt, wurde von Messerer sorgfältig in eine Tugend umgewandelt. Es ist dem Film deutlich anzumerken, dass er sich ausreichend Gedanken gemacht hat, das Gleichgewicht zu wahren. Die Daloge treiben die Handlung hier nach vorn und sind nicht nur Wischiwascherei wie in manch anderem eilig und günstig heruntergekurbelten Streifen. Und auch das Wort eilig ist hier nicht angebracht, denn dem Vernehmen nach hat Messerer insgesamt von der ersten Idee bis zum letzten "…und Danke schön!" der Postproduktion vier Jahre seines Lebens in das Projekt investiert, und auch dies merkt man dem Film an. Man könnte sagen, man sieht das Herzblut, dass der Mann in sein "Baby" pumpte, förmlich pulsieren, und dies sei bitte als großes Lob verstanden.

Riskieren wir doch einen tieferen Blick und schauen, was genau diesen Film eigentlich ausmacht. Da haben wir zunächst einmal den Umstand, das der Film zwar einerseits mit rund 86 Minuten im Prinzip von der Laufzeit begrüßenswert knackig gehalten wurde - was sich ganz entgegen den nun schon seit einigen Jährchen anhaltenden Trend stemmt, jeden aktuellen Film in ein Laufzeitdinosauriermonster von epischer Länge biblischen Ausmaßes aufzublähen - dennoch aber ein richtig überzeugendes Menü an vielerlei frischen Häppchen zu bieten hat, die insgesamt schon fast zu einer ausgewogenen (Kopf)Mahlzeit harmonieren. Die einzelnen Facetten, die die Geschichte beleuchtet, wurden ja bereits angesprochen. Diese ergeben sich selbstredend aus den Charakteren, die Messerer erschuf, die zwar nicht frei von Klischees sind, aber mal ehrlich, von wie vielen Filmen oder auch Büchern könnte man behaupten, dass die darin auftretenden Figuren sich permanent klischeefrei benähmen? Und eigentlich will man das ja auch gar nicht anders, oder? Gut, natürlich sollte nicht jeder gültige abgeschmackte Gemeinplatz bemüht werden, und so ganz gelang es dem Jungregisseur nicht, dieses Kliff zu umschiffen, aber, so muss man fairer Weise auch anführen, ergibt sich aus diesen Klischees auch ein stückweit die Komik des Films wie die Dramatik gleichermaßen. Die beiden Teenagertöchter erinnerten mich sogleich an die amerikanische Comedyserie "Roseanne", falls die noch jemand kennt. Da hatten wir Darlene, die hier ihre Entsprechung in Lara findet, und die perfekte blonde Becky, an die uns Helen erinnert, die hier im Verlauf des Films zum Vampir wird. Tatsächlich weist der große Bruder Raymond unserer beiden gegensätzlichen Schwestern in gewisser Weise tatsächlich auch gewisse Parallelen zu Darlenes und Beckys kleinem Bruder D.J. auf, der im Laufe der Serie, die ich im Übrigen gern verfolgt habe, zu einem Sonderling heran wuchs, der seine Entsprechung in Raymond hätte finden können. Entweder Phil Messerer war die Serie eine gewisse Inspirationsquelle, oder aber die Satire ist geringer als angenommen und die Wirklichkeit hat indes längst das Fernsehen der 1990'er Jahre eingeholt, was allerdings bedenklich wäre. Sei's drum! Die beiden jungen Darstellerinnen Devon Bailey (Helen) und Eilis Cahill (Lara) sind sehr gut gecastet und wissen mit ihren Rollen was anzufangen, wobei ich nicht weiß, in wie fern die beiden jungen Damen mit der Schauspielerei professionell was am Hut haben oder hier als Laiendarstellerinnen eingesetzt worden sind. Doch in beiden Fällen möchte ich den Mädels ein Lob aussprechen, denn die haben ihre Sache sehr gut gemacht! Man kann dieses Lob auch nicht unbedingt über alle weiteren Darsteller ausschütten, ganz klar, wobei ich eben absolut nicht weiß, ob hier in irgendeiner Weise professionelle Schauspieler bemüht wurden oder sich der Cast aus Messereres Freundeskreis rekrutiert worden ist, aber letztlich gibt es keine Totalausfälle.

Ferner hat uns der Filmemacher einige durchaus originelle Gore-Effekte zu bieten, wobei hier Make-up und Blutgedöhns nicht unbedingt immer beste Tom Saviny Handarbeit und Schule sind, darüber aber kann man locker hinweg sehen, denn letztlich funktioniert das, was hier mit wenig Geld entstanden ist, mehr als ordentlich. Außerdem hat Messerer einige ganz nette Theorien zum Ursprung der Vampire zu bieten und weiß uns zu erschrecken mit einem späten Besucher, der den Jungvampir Helen….nun, hier wird nicht zu viel verraten, wie ich mich überhaupt über die Handlung ausschweigen möchte, die greift, nachdem Helen ihre Daseinsform geändert hat, denn das sollte eigentlich jeder für sich selber heraus finden, schließlich macht dies einiges der Originalität des Streifens aus.

Sagen wir es mal so: Wer Interview mit einem Vampir (der hier eine besondere Erwähnung finden muss, warum, sollte jeder für sich selber herausfinden) überaus gemocht hat oder eben "Twilight" und eben das Wesen "Vampir" hauptsächlich auf diese Art schätzt oder eben auch nur jene Erzählform, dem wird dieser Film vermutlich wenig geben. Wer aber im Subgenre stets nach neuen, originellen Filmen sucht, nach neuen Ansätzen und Filmen, die sich bemühen, auch mal was anders zu machen, sich trauen, nicht mainstreamige Wege zu beschreiten, der ist hier goldrichtig. Phil Messerer ist ein großes Talent, dem vielleicht mal irgendwer vertrauensvoll ein wenig mehr Geld in die Hände drücken sollte, damit er seine angekündigte Trilogie adäquat fortsetzen oder sich idealer Weise noch steigern kann. Ein wenig muss ich bei seiner Idee an die "Subspecies" Filme denken, die sich ebenfalls vom Geheimtipp zur Kultfilmreihe entwickelt haben. Gleiches traue ich Messerer zu. Ich hoffe nur, jemand erkennt dies, denn sonst dürfte der junge Mann sich alsbald finanziell überstiegen habe, und dann dürfte es kaum noch weiter gehen mit der "Thicker than Water" Reihe, und das wäre schade…

Lange habe ich darüber nachgesonnen, welche Wertung ich dem Film verleihen soll, und habe mich letztlich für eine drei entschieden, eine richtig gute aber, die im Prinzip näher an der vier als an der drei ist, also eine dreidreiviertel, wenn man so möchte. Ich bin überzeugt davon, dass Herr Messerer bei den Arbeiten an diesem Projekt viel gelernt hat, und wenn er die kleineren Fehler aus diesem Film beim nächsten Mal vermeidet, dann sollte für Teil zwei, von dem ich leider nicht weiß, in wie fern das Ding in Arbeit ist, auf jeden Fall eine gute vier drin sein. Anschauen!

       



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