Night
of the Vampire Hunter
AKA: Nachtschatten, Night Shade
"Nachtschattent"
- so heißt die neue Groschenroman-Serie, die gerade zum Kult
avanciert und alle Rekorde dieses Genres zu brechen verspricht.
Kein Wunder, ihr Schöpfer, der exzentrische sonnenbebrillte
und in schwarzes Leder gewandete Henry Gloom, verpasste dem Vampirmythos
eine ordentliche Frischzellenkur, wo zwar Kruzifix und Knoblauch
den Blutsaugern nichts mehr anhaben können, großkalibrige
Ballermänner oder lange Messer, also alles, was einen möglichst
großen Blutschwall produziert, jedoch nicht die vernichtende
Wirkung verfehlt. Glooms Vampire sind sehr wohl untot, allerdings
nicht unsterblich, auf diese Weise entmystifiziert er Draculas Erben
und hievt sie ins 21. Jahrhundert. Er persönlich glaubt aber
nicht wirklich an Vampire, wird er in Interviews nicht müde
zu betonen.
Was
aber kaum jemand weiß: hinter der großspurigen (Kunst)Figur
Henry Gloom steckt ein unscheinbarer junger etwas nerdig wirkender
Mann namens Jens Feldner, der eine Kassenbrille trägt und daheim
gern in Jeans und Flanellhemden rumläuft. Und als Jens Feldner
glaubt er durchaus an Vampire, mehr noch, er lebt mit einem zusammen,
denn seine Freundin Selin gehört zu dieser Spezies. Allerdings
ist ihre Metamorphose noch nicht vollständig abgeschlossen,
denn, so will es eine alte Legende, kann ein Infizierter erst dann
gänzlich in das Reich der Nachtwesen eintauchen, wenn er einen
Menschen gebissen und getötet hat. So lange dies noch nicht
geschehen ist, befindet sich der Vampirisierte in einem Zwischenzustand
und kann in sein normales Leben zurückkehren, wenn er seinen
Vampirmeister, also den, der ihn zu dem gemacht hat, was er nun
ist, tötet.
So
macht sich Selin Nacht für Nacht auf um Vampire zu finden und
zu töten in der Hoffnung, irgendwann hierbei endlich ihren
"Meister" zur Strecke bringen zu können. Da den Leichnamen,
die hernach gefunden werden, allerdings keine vampirischen Merkmale
mehr anhaften, geht die Polizei von einem Serienmörder aus,
dem so genannten "Nachtschwärmer", der seine Opfer
scheinbar wahllos killt. Von diesem Doppelleben Selins ahnt allerdings
auch Jens nichts, er wähnt Selin in einem Nachtjob im Fotolabor.
Als
Selin bei einem Kampf mit einem weiteren Bluttrinker schwer verletzt
wird, wird sie von dem zwielichtigen Arnold gefunden und gepflegt.
Dieser verlangt von ihr im Gegenzug, sie möge auch ihn zu einem
der ihren machen, doch Selin lehnt ab. Arnold heftet sich an ihre
Fersen und erkennt schließlich, das sie der gefürchtete
"Nachtschwärmer" ist und das alle ihre Opfer Vampire
sind. Da für Arnold Vampire göttergleiche Wesenheiten
sind, schwört er Rache: er verrät Selin an den Obervampir
und verlangt zur Belohnung, endlich in dessen Kreise aufgenommen
zu werden.
Als
Selin endlich ihrem Erzeuger den Hahn ausdrehen kann und sich am
Ende des finsteren Alptraums zu befinden glaubt, stehen bei ihr
und Jens plötzlich Neuvampir Arnold und einige seiner Kollegen
vor der Tür und haben nicht nur richtig Durst, sie sind auch
noch unheimlich sauer wegen der "Nachtschwärmer"-
Sache...
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Umpf,
das ist ja mal eine Überraschung: da präsentiert uns eine
kleine unabhängige Firma namens "Coffeebeans Entertainment"
einen Low Budget Streifen, der ohne Kohle von einem großen
Fernsehsender, ohne Zuwendung eines Landes, des Staates oder Fördervereins
und ohne bekannte Stars, die aus einer karitativen Laune raus ihre
schönen Gesichter werbewirksam in die Kameras hielten, auskommt,
keine Abschlussarbeit von einer Filmhochschule ist und gar nicht
erst vorgibt, ein ach so doll innovatives Kunstexperiment zu sein
(um etwa auf diesem Wege um Aufmerksamkeit zu buhlen), ein Streifen
also, der sich ganz und gar dem Independent-Gedanken verpflichtet
zu fühlen scheint, was zwar hehr ist, auf dem Horrorfilm-Sektor
aber mit Sicherheit nicht ganz unproblematisch, man denke hierbei
nur an die vielen vielen schwachsinnigen dilettantischen spätpubertären
Homevideos, mit denen uns junge "Splattergenies" gerade
seit das Internet zum Massenmedium geworden ist, gern quälen.
Puuuh...
Wo
waren wir eigentlich? Ach ja, Überraschung...vielleicht ist
Wundertüte sogar das bessere Wort für diesen Film. Man
kauft sie für ein paar Cent, denkt, es sei ja eh nur Schrott
drin, macht sie auf und hat dann doch irgendwie viel Spaß
dabei. Genau so verhält es sich mit dieser Nacht des Vampirjägers.
Kaum läuft der Film und man erkennt, mmh, hier wurde mit kostengünstigen
16mm Filmmaterial gearbeitet und nachsynchronisiert (na gut, wenigstens
nicht mit einem billigen Camcorder), da stellt man auch schon fest,
hey, der grobkörnige Effekt steht dem Film ja richtig gut!
Und dann die Erkenntnis, boah, der Film spielt ja auch noch in Köln!!!
(Ok, das ist 'ne lokale Überraschung, bringt aber einen kleinen
Vampireworld-Bonus, he he!)
In
der Folge wird klar, dass die komplexe Geschichte sehr raffiniert
durchdacht ist und Regisseur Uli Bujard sich durchaus Zeit lässt,
sie in Ruhe aufzubauen, sehr geschickt aber auch immer wieder das
Tempo anzuziehen weiß. Besonders zum Finale hin wird es tatsächlich
richtig spannend und rasant. Dennoch darf aber auch ein etwas zäher
und behäbig inszenierter Mittelteil nicht ganz unerwähnt
bleiben. Auch die Dialoge sind nicht immer ein Quell der Freude.
Mitunter wirken sie in der Nachvertonung fast lustlos gesprochen,
aber sie sind ja auch nicht unbedingt von Shakespearischer Tragweite.
Sowieso,
restlos überzeugen können die meisten Darsteller nicht
gerade, da sie leider doch etwas uncharismatisch daherkommen und
zumeist eher den Eindruck einer Laienspielschar erwecken (was wohl
auch zutrifft), doch dies ist in fast jedem Film dieser Preisklasse
ein Problem, und gemessen an den meisten anderen Streifen dieser
Art ist der "Nachtschatten" beinahe top besetzt. Vermutlich
war es ohnehin Absicht, die Figuren so normal wie eben möglich
anzulegen, was speziell bei den Vampiren - immer gesetzt den Fall,
die Sache war so gedacht - zum Teil hervorragend funktioniert (auch
wenn klar ist, dass hier so manch ein Zuschauer von den Normalo-Blutsaugern
enttäuscht sein dürfte, weil er sich Vampire irgendwie
erhabener vorstellt. So geht es ja auch dem Filmcharakter Arnold,
der übrigens am Ende noch einmal für einen sehr bösen
Gag herhalten muss.)
Lobend
erwähnen muss man unbedingt die Spezialeffekte, die zwar mit
viel Liebe zum blutigen Detail gestaltet worden sind (und dazu auch
noch herrlich altmodisch, Vintage-Splatter wenn man so möchte),
sich aber der Story angenehm unterordnen, womit klar ist, dass hier
keine Effekthascherei betrieben wurde.
Man
kann also das Team um Uli Burjard und Nicole Müller, welches
den vollen Rahmen seiner Möglichkeiten ausgeschöpft hat,
zum Gesamtergebnis durchaus beglückwünschen. Dennoch muss
klar sein, das wir es hier nicht mit einem Cinemascope-Meisterwerk
zu tun haben. Wer also eher dem Blockbuster-Kino zugetan ist, wird
hier wahrscheinlich wenig Spaß haben. Auch Puritanern der
gotischen Filmkunst würde ich eher abraten. Wenn also vielleicht
"Interview mit einem Vampir"
Dein Lieblingsfilm ist, wirst Du diesen Film wohl eher weniger mögen.
Betrachtet
man aber den Aufwand, der betrieben wurde obschon kaum Geld zur
Verfügung stand und darüber hinaus noch den originellen
Ansatz mit den vielen kleinen Anspielungen, dann muss man ein Lob
aussprechen, was wir auch gern mit einer Drei Fledermäusen
Wertung honorieren möchten. Dies geht natürlich auch mit
einer gewissen Erwartungshaltung für die künftigen Projekte
der "Coffeebeans" einher. Wer weiß, vielleicht haben
wir es hier ja mit der Geburtsstunde einer neuen Kultfirma zu tun.
Ursprünglich
erschien "Night of the Vampire Hunter" übrigens unter
dem Titel "Nachtschatten", der allerdings kurzfristig
aus urheberrechtlichen Gründen geändert werden musste,
was wohl zu einiger Konfusion führte. Doch da sei es drum!
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