Krieg
der Vampire (OT:
Vampiros en La Habana)
Kuba/Deutschland/Spanien,
1985, Farbe/Zeichentrick, 75 min
|

|
 |
|
Regie |
Juan
Padrón |
Drehbuch |
Juan
Padrón und Ernesto Padrón |
Kamera |
Adalberto
Hernández |
Musik |
Rembert
Egües |
Produzent
|
Paco Prats.
|
|
|
|
|

Der
vampirische Wissenschaftler Amadeus Werner, ein Verwandter des berühmten
Grafen Draculas, erfindet eine chemische Formel, die es den Vampiren
möglich machen soll, völlig unbehelligt bei Tageslicht
umher spazieren zu können. Er testet das Ergebnis seiner Forschungen
am Familienoberhaupt himself, welches allerdings nicht so positiv
auf die Wunderdroge reagiert und zum Aschenbecherfutter zerfällt.
Werner wird vom hohen Rat der Vampire aus seiner Heimat Düsseldorf
verbannt, so zieht er seiner Wege mit seinem kleinen Neffen Josef
und findet auf Kuba eine neue Heimstatt. Regelmäßig verabreicht
er sein Präparat dort dem kleinen Josef, der im Laufe der Zeit
zu einem stattlichen jungen Mann heranwächst, einem Beatnik
und Jazzmusiker mit revolutionären Ambitionen, der keine Ahnung
davon besitzt, eigentlich ein Vampir zu sein.
Werner
Amadeus, nun überzeugt von seiner Erfindung, nimmt nun Kontakt
zu den ehemaligen Weggefährten in der alten Heimat auf. Er
tauft seine Erfindung "Vampisol" und würde sie gern
jedem Vampir auf der Welt kostenfrei zur Verfügung stellen,
auf das endlich neue Zeiten anbrechen mögen. Doch den Mafia-Vampirclans
in Düsseldorf und Chicago, die im heftigen Wettbewerb zueinander
stehen, fällt nicht im Traum ein, die Wunderdroge zu verschenken,
zumal der amerikanische Blutsaugerpate gerade Millionen in sein
neues Projekt, den künstlichen Mitternachtsstränden, investiert
hat.
Plötzlich
macht sich ein jeder Vampir hektisch auf nach Kuba um Werners Idee
zu stehlen, doch der hat dies längst geblickt und sieht nur
noch einen Ausweg: er muss Josef in seine Familientradition einweihen
und ihm klarmachen, dass er ein Vampir ist. Als alles drunter und
drüber geht, erkennt dieser schließlich sein wahres Ich,
aber ist es nicht vielleicht inzwischen bereits zu spät? Und
war da nicht noch die Sache mit der Revolution?

arte
sei Dank: unter normalen Umständen wären wir wohl nur
schwerlich bis gar nicht auf diesen wohl ungewöhnlichsten vampirischen
Zeichentrickfilm überhaupt gestoßen, doch gottlob ist
Verlass auf den feinen französisch deutschen Sender mit Sitz
in der schönen Stadt Straßburg.
Juan
Padrón, der Macher hinter diesem kecken Filmchen, ist auf
Kuba jedem Kind bekannt, schließlich ist er der Schöpfer
der Figur "Elpidio Valdès", dessen Popularität
man in Europa vielleicht mit "Asterix" oder "Clever
und Smart" vergleichen kann. Zwar ist er in seiner Heimat bereits
seit 1963 als Cartoon / Comiczeichner unterwegs, doch "Krieg
der Vampire", oder "Vampiros en la Habana", so der
Originaltitel, war sein erster abendfüllender Animationsfilm.
Keinesfalls mochte er sich einem Diktat, welcher Art auch immer,
beugen und realisierte eine völlig eigene freche Persiflage
auf Gangster- und Vampirfilme. Dies tat er mit reichlich Slapstick
und eigenem anarchischen Humor, ohne sich scheinbar einen Deut um
Zensur oder internationalen Erfolg zu scheren. Macht diesen Burschen
ja ungemein sympathisch...
Padróns
Zeichnungen sind gewiss nicht jedermanns Sache und entsprechen eher
der Tradition der klassischen Karikatur. Auch mir gefallen die Zeichnungen
nicht wirklich, obwohl wir vermutlich alle zugestehen müssen,
durch den amerikanischen Kulturimperialismus in Richtung Disney
und Konsorten (eine Phrase, die man angesichts eines kubanischen
Cartoons durchaus dreschen darf) ein wenig "versaut" sind.
Ich meine, ich hasse Disney Filme, und gewiss sind die Zeichnungen
zum Beispiel eher an zeitgenössischen Klassikern wie Plauens
"Vater und Sohn", nun, nicht angelehnt, aber vermutlich
entsprechen sie einem gemeinsamen Ansatz der Respektlosigkeit gegenüber
jenen, die dort dann doch irgendwie liebevoll satirisch widergegeben
werden. Papperlapapp, ich will eigentlich sagen, die Tradition,
in der Padróns Zeichnungen stehen, ist wesentlich älter
und klassischer als die modernen, gelackten US Comics oder die noch
dooferen seelenlosen Pixel Digital Dinger, mit denen man Eltern
kleiner Kinder heutzutage so gern die Kohle aus der Tasche leiert.
Wie auch immer, "Krieg der Vampire" ist definitiv nicht
nur Quatsch und Brüllkomik, sondern auch, klar, feinsinnige
Kritik am Kapitalismus! Doch vermute ich, Padròn hätte
diese genau so gestaltet, käme er aus Frankreich oder Australien
oder Mecklenburg Vorpommern.
Anno
2003 kam endlich eine Fortsetzung des Klassikers in die kubanischen
Kinos und brach dem Vernehmen nach so manch einen dortigen Rekord.
Ob man den Film allerdings hierzulande regulär, wenn nicht
vielleicht auf einem Festival, irgendwann mal zu sehen bekommen
wird, steht wohl noch in den Sternen. Diese werden am Nichthimmel
von den Fledermäusen umkreist, und derer werten wir drei für
diesen pfiffigen und lustigen Film, bei dem auch ganz bestimmt die
Kleinen keine Angst bekommen werden.



|