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Kammer der Schrecken  (OT: The Black Room)

USA, 1984, Farbe, 88 min

 
Regie: Elly Kenner
Drehbuch: Norman Thaddeus Vane
Kamera: Robert Harmon
Musik Art Podell, James Ackley
Produzent Aaron C. Butler, Ami Amir, Don Lather
Stephen Knight Jason
Cassandra Gaviola Bridget
Jimmy Stathis Larry
Clara Perryman Robin
Linnea Quigley Milly
Christopher McDonald Terry

Larry und Robin sind ein glücklich verheiratetes Paar in den 30'ern, erfolgreich im Job, zwei wohlgeratene Kinder, alles bestens, wie man meinen sollte. Dennoch mag es im Bettchen nicht mehr so recht prickeln zwischen den beiden. Was also tun? Na klar, Larry mietet sich ein rätselhaftes schwarzes Zimmer in einem seltsamen Haus in den Hollywood Hills, welches von dem noch seltsameren Geschwisterpaar Jason und Bridget bewohnt wird. Hier will er, so erzählt er seiner Holden, sexuelle Abenteuer in der Fantasie erleben, von denen er der Gattin dann abends im Bett erzählt um so die Erotik anzustacheln. Natürlich bemüht der Tunichtgut nicht nur seine Vorstellungskraft, sondern betrügt Robin nach Strich und Faden in jenem schwarzen Raum, dessen irgendwie ungute Atmosphäre ihn immer tiefer in den Bann zieht.

Was Larry nicht weiß, während er sich mit den jungen Schönheiten vergnügt, wird er von seinem Vermieter Jason durch einen Spionspiegel beobachtet und fotografiert. Doch damit nicht genug, denn nach geleisteten Liebesdiensten landen Larrys Lover betäubt in einem weiteren geheimen Raum in Jasons Haus. Hier wird ihnen mittels einer denkwürdigen Apparatur die rote Lebenssuppe abgezapft und in Jasons Venen gepumpt, leidet dieser doch an einer Krankheit, die ihn immer häufiger zu Transfusionen zwingt (Blutgruppe scheint allerdings Wurscht zu sein!)

Als Robin eines Tages endlich entdeckt, dass Larry sie hintergeht, beginnt auch sie die schwarze Kammer aufzusuchen und den Spieß umzudrehen. Manipulativ spielt der perfide Jason das Paar gegeneinander aus, das sich schließlich gefesselt und mit Drogen vollgepumpt in der 'Kammer der Schrecken' wiederfindet. Doch glauben sie zunächst noch, Jason wolle sie zur Ader lassen, müssen sie erkennen, dass die Wahrheit noch viel schlimmer ist: er hat es auf ihre Kinder abgesehen...


Selten hinterließ ein Film bei uns einen ähnlich zwiespältigen Eindruck wie dieser. Die ersten Minuten sind schlichtweg brillant, hauen dich geradezu um. Die Kamera schwebt wie ein Gespenst durch das finstere Haus und schließlich in jene schwarze Kammer, in der sich ein unbekanntes Liebespaar vergnügt. Der Akt ist aber kein zärtlicher, sondern wirkt beinahe wie ein Kampf, bedrohlich. Unheilschwanger pluckert ein Syntheziser dazu monotone Geräusche - keine Musik, wohlgemerkt! Schließlich wird das Paar von irgendwem (oder was?) attackiert. Angstvolle Gesichter blitzen auf, wir ahnen, hier geht schreckliches vor...

Ähnlich großartige Momente begegnen uns immer wieder in "The Black Room", beispielsweise als Larry sich erstmals Jasons Haus nähert. Hier wurde eine unheimliche Atmosphäre der Bedrohung geschaffen, die förmlich greifbar ist. Das Haus selber scheint den Neuankömmling mit Argusaugen zu begutachten, in Wirklichkeit aber lauert nur Jason am Panoramafenster auf sein neues Opfer. Genau so fulminant ist die Szene gelungen, in der eines der Opfer versucht, seinen Peinigern hügelabwärts querfeldein zu entkommen und von Bridget und Jason verfolgt wird. Das Wetter ist grau und die Sicht auf das Meer ist nur zu ahnen, denn ein zäher Nebel liegt unwirklich und spukhaft über dem Ozean, dabei reden wir doch von Hollywood, Kalifornien, dem sonnigen Pazifik! Auch nicht vergessen werden sollten die Szenen, in denen die Transfusionen gezeigt werden, denn auch die gehören trotz der komischen Kicher-Kicher-Maschine (o'zopft iss...!) zu den unheimlichsten des Films. Für das Gelingen all dieser wahrhaft meisterlichen Szenen trägt vor allem Kameramann Robert Harmon den Verdienst, der ein wahnsinniges Gespür für Stimmungen hat. Leider ist nicht überliefert, ob es sich um den gleichen Robert Harmon handelt, der im Jahre 1986, also zwei Jahre nach "The Black Room", als Regisseur den gelungenen "The Hitcher" mit Rutger Hauer inszeniert hat. Ich könnte mir das allerdings gut vorstellen!

Doch wenn all dies so verdammt großartig ist, warum ist dann der überaus größere Rest des Films so ein Murks? Das fängt schon allein bei Norman Thaddeus Vanes unglaubwürdigen und flachen Drehbuch an. Das Paar geht wegen seiner sexuellen Frustration nicht zur Beratung oder wie es schöne amerikanische Sitte ist, zur Psychoanalyse oder kauft sich meinethalben kinky Spielzeug beim Dr. Müller (oder wie auch immer ähnlich geartete Kaufhäuser in den USA heißen mögen), nein, der Larry mietet sich in so eine komische Maison ein um dort angeblich erotisch zu meditieren, und die treusorgende Gattin glaubt das auch noch...nee, ist klar! Das Jason auf die Blutgruppe seiner unfreiwilligen Spender pfeift, wurde ja bereits erwähnt und kann ja im Sinne der Stimmung auch durchaus noch hingenommen werden, schließlich ist man da von so manch einem geliebten alten John Carpenter Film (und da sag ich jetzt bewusst alt!) noch ganz andere Schoten gewohnt, dass man aber zum Schluss des Films Jason und Bridget, deren Verhältnis zueinander man vielleicht mal genauer hätte durchleuchten sollen, zu, ja was eigentlich, Untoten?, hochstilisiert, die immer wieder aufstehen, egal wie oft man ihnen mit der Bratpfanne die Schädeldecke perforiert (und dann jammert Robin im Auto noch: "Ich weiß gar nicht, ob man diese Wesen töten kann..."), ist eigentlich schon wieder viel zu viel des Guten, auch wenn dieses wenig überraschende Stilmittel wieder, zugegeben, filmisch schön gruselig dargestellt worden ist. Diese (vermeintliche?) Metamorphose gehört aus atmosphärischen Gesichtspunkten sicher ebenfalls zu den Highlights des Streifens.

Aber warum musste man ausgerechnet all diese uncharismatischen und größtenteils doch recht talentfreien Mimen aus der dritten Reihe engagieren? Einzig "Bridget" Cassandra Gaviola weiß zu überzeugen, den Rest des Ensembles kann man getrost vergessen und muss deshalb auch nicht namentlich erwähnt werden. Dies ist ebenfalls ein Grund, weswegen der ach so erotische Funke des Films, der so gern ein wenig dirty wäre, so gar nicht zünden mag, fast wie in Larry und Robins Bett. Das Spiel mit der düsteren Erotik gelingt Regisseur Elly Kenner, über den der Rezensent absolut nichts weiß, bei weitem nicht so gut wie das Erschaffen unheimlicher Atmosphären. Man muss sich fragen, was für ein Film hätte "The Black Room" werden können, wenn er mit entsprechendem Budget von, sagen wir mal David Lynch inszeniert worden wäre? Mehrfach tun sich ja Parallelen zu Lynchs genialem (jawohl, genial!) und teilweise extrem beängstigendem "Lost Highway" auf, wobei dieser klar in einer anderen Liga spielt!

Unterm Strich bleibt ein 80'er Jahre B-Film, der storytechnisch nicht gerade überzeugt und auch nur den halben Ansatz vermitteln kann, weil die erotische Komponente einfach nicht funktioniert. Auch der vampirische Aspekt hält sich in Grenzen, ist aber zumindest vorhanden, weswegen der Film auch hier besprochen wird. Ganz sicher jedoch haben wir es nicht mit einem Vampirfilm im klassischen Sinne zu tun. Was den Film aber dennoch sehenswert macht, ist die grandiose Kameraarbeit Harmons, die vielen überaus gelungenen unheimlichen Szenen und die daraus resultierende Atmosphäre, die ganz gewiss zeitlos zu nennen ist und weit über dem üblichen Durchschnitt einer solchen Produktion liegt. Ferner erwähnenswert ist Art Podells / James Ackleys teilweise recht experimenteller Soundtrack, der auch schon mal nerven kann, zumeist aber mit feinem Gespür auf Harmons Bilder abgestimmt worden ist. Nur schade, dass diese Qualitäten nicht über den gesamten Film gehalten werden konnten. Dennoch, eine gute drei aufgrund der Vorzüge muss man geben!


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