Kammer
der Schrecken (OT:
The Black Room)
Larry
und Robin sind ein glücklich verheiratetes Paar in den 30'ern,
erfolgreich im Job, zwei wohlgeratene Kinder, alles bestens, wie
man meinen sollte. Dennoch mag es im Bettchen nicht mehr so recht
prickeln zwischen den beiden. Was also tun? Na klar, Larry mietet
sich ein rätselhaftes schwarzes Zimmer in einem seltsamen Haus
in den Hollywood Hills, welches von dem noch seltsameren Geschwisterpaar
Jason und Bridget bewohnt wird. Hier will er, so erzählt er
seiner Holden, sexuelle Abenteuer in der Fantasie erleben, von denen
er der Gattin dann abends im Bett erzählt um so die Erotik
anzustacheln. Natürlich bemüht der Tunichtgut nicht nur
seine Vorstellungskraft, sondern betrügt Robin nach Strich
und Faden in jenem schwarzen Raum, dessen irgendwie ungute Atmosphäre
ihn immer tiefer in den Bann zieht.
Was Larry nicht
weiß, während er sich mit den jungen Schönheiten
vergnügt, wird er von seinem Vermieter Jason durch einen Spionspiegel
beobachtet und fotografiert. Doch damit nicht genug, denn nach geleisteten
Liebesdiensten landen Larrys Lover betäubt in einem weiteren
geheimen Raum in Jasons Haus. Hier wird ihnen mittels einer denkwürdigen
Apparatur die rote Lebenssuppe abgezapft und in Jasons Venen gepumpt,
leidet dieser doch an einer Krankheit, die ihn immer häufiger
zu Transfusionen zwingt (Blutgruppe scheint allerdings Wurscht zu
sein!)
Als Robin eines
Tages endlich entdeckt, dass Larry sie hintergeht, beginnt auch
sie die schwarze Kammer aufzusuchen und den Spieß umzudrehen.
Manipulativ spielt der perfide Jason das Paar gegeneinander aus,
das sich schließlich gefesselt und mit Drogen vollgepumpt
in der 'Kammer der Schrecken' wiederfindet. Doch glauben sie zunächst
noch, Jason wolle sie zur Ader lassen, müssen sie erkennen,
dass die Wahrheit noch viel schlimmer ist: er hat es auf ihre Kinder
abgesehen...
Selten hinterließ
ein Film bei uns einen ähnlich zwiespältigen Eindruck
wie dieser. Die ersten Minuten sind schlichtweg brillant, hauen
dich geradezu um. Die Kamera schwebt wie ein Gespenst durch das
finstere Haus und schließlich in jene schwarze Kammer, in
der sich ein unbekanntes Liebespaar vergnügt. Der Akt ist aber
kein zärtlicher, sondern wirkt beinahe wie ein Kampf, bedrohlich.
Unheilschwanger pluckert ein Syntheziser dazu monotone Geräusche
- keine Musik, wohlgemerkt! Schließlich wird das Paar von
irgendwem (oder was?) attackiert. Angstvolle Gesichter blitzen auf,
wir ahnen, hier geht schreckliches vor...
Ähnlich
großartige Momente begegnen uns immer wieder in "The
Black Room", beispielsweise als Larry sich erstmals Jasons
Haus nähert. Hier wurde eine unheimliche Atmosphäre der
Bedrohung geschaffen, die förmlich greifbar ist. Das Haus selber
scheint den Neuankömmling mit Argusaugen zu begutachten, in
Wirklichkeit aber lauert nur Jason am Panoramafenster auf sein neues
Opfer. Genau so fulminant ist die Szene gelungen, in der eines der
Opfer versucht, seinen Peinigern hügelabwärts querfeldein
zu entkommen und von Bridget und Jason verfolgt wird. Das Wetter
ist grau und die Sicht auf das Meer ist nur zu ahnen, denn ein zäher
Nebel liegt unwirklich und spukhaft über dem Ozean, dabei reden
wir doch von Hollywood, Kalifornien, dem sonnigen Pazifik! Auch
nicht vergessen werden sollten die Szenen, in denen die Transfusionen
gezeigt werden, denn auch die gehören trotz der komischen Kicher-Kicher-Maschine
(o'zopft iss...!) zu den unheimlichsten des Films. Für das
Gelingen all dieser wahrhaft meisterlichen Szenen trägt vor
allem Kameramann Robert Harmon den Verdienst, der ein wahnsinniges
Gespür für Stimmungen hat. Leider ist nicht überliefert,
ob es sich um den gleichen Robert Harmon handelt, der im Jahre 1986,
also zwei Jahre nach "The Black Room", als Regisseur den
gelungenen "The Hitcher" mit Rutger Hauer inszeniert hat.
Ich könnte mir das allerdings gut vorstellen!
Doch wenn all
dies so verdammt großartig ist, warum ist dann der überaus
größere Rest des Films so ein Murks? Das fängt schon
allein bei Norman Thaddeus Vanes unglaubwürdigen und flachen
Drehbuch an. Das Paar geht wegen seiner sexuellen Frustration nicht
zur Beratung oder wie es schöne amerikanische Sitte ist, zur
Psychoanalyse oder kauft sich meinethalben kinky Spielzeug beim
Dr. Müller (oder wie auch immer ähnlich geartete Kaufhäuser
in den USA heißen mögen), nein, der Larry mietet sich
in so eine komische Maison ein um dort angeblich erotisch zu meditieren,
und die treusorgende Gattin glaubt das auch noch...nee, ist klar!
Das Jason auf die Blutgruppe seiner unfreiwilligen Spender pfeift,
wurde ja bereits erwähnt und kann ja im Sinne der Stimmung
auch durchaus noch hingenommen werden, schließlich ist man
da von so manch einem geliebten alten John Carpenter Film (und da
sag ich jetzt bewusst alt!) noch ganz andere Schoten gewohnt, dass
man aber zum Schluss des Films Jason und Bridget, deren Verhältnis
zueinander man vielleicht mal genauer hätte durchleuchten sollen,
zu, ja was eigentlich, Untoten?, hochstilisiert, die immer wieder
aufstehen, egal wie oft man ihnen mit der Bratpfanne die Schädeldecke
perforiert (und dann jammert Robin im Auto noch: "Ich weiß
gar nicht, ob man diese Wesen töten kann..."), ist eigentlich
schon wieder viel zu viel des Guten, auch wenn dieses wenig überraschende
Stilmittel wieder, zugegeben, filmisch schön gruselig dargestellt
worden ist. Diese (vermeintliche?) Metamorphose gehört aus
atmosphärischen Gesichtspunkten sicher ebenfalls zu den Highlights
des Streifens.
Aber warum musste
man ausgerechnet all diese uncharismatischen und größtenteils
doch recht talentfreien Mimen aus der dritten Reihe engagieren?
Einzig "Bridget" Cassandra Gaviola weiß zu überzeugen,
den Rest des Ensembles kann man getrost vergessen und muss deshalb
auch nicht namentlich erwähnt werden. Dies ist ebenfalls ein
Grund, weswegen der ach so erotische Funke des Films, der so gern
ein wenig dirty wäre, so gar nicht zünden mag, fast wie
in Larry und Robins Bett. Das Spiel mit der düsteren Erotik
gelingt Regisseur Elly Kenner, über den der Rezensent absolut
nichts weiß, bei weitem nicht so gut wie das Erschaffen unheimlicher
Atmosphären. Man muss sich fragen, was für ein Film hätte
"The Black Room" werden können, wenn er mit entsprechendem
Budget von, sagen wir mal David Lynch inszeniert worden wäre?
Mehrfach tun sich ja Parallelen zu Lynchs genialem (jawohl, genial!)
und teilweise extrem beängstigendem "Lost Highway"
auf, wobei dieser klar in einer anderen Liga spielt!
Unterm Strich
bleibt ein 80'er Jahre B-Film, der storytechnisch nicht gerade überzeugt
und auch nur den halben Ansatz vermitteln kann, weil die erotische
Komponente einfach nicht funktioniert. Auch der vampirische Aspekt
hält sich in Grenzen, ist aber zumindest vorhanden, weswegen
der Film auch hier besprochen wird. Ganz sicher jedoch haben wir
es nicht mit einem Vampirfilm im klassischen Sinne zu tun. Was den
Film aber dennoch sehenswert macht, ist die grandiose Kameraarbeit
Harmons, die vielen überaus gelungenen unheimlichen Szenen
und die daraus resultierende Atmosphäre, die ganz gewiss zeitlos
zu nennen ist und weit über dem üblichen Durchschnitt
einer solchen Produktion liegt. Ferner erwähnenswert ist Art
Podells / James Ackleys teilweise recht experimenteller Soundtrack,
der auch schon mal nerven kann, zumeist aber mit feinem Gespür
auf Harmons Bilder abgestimmt worden ist. Nur schade, dass diese
Qualitäten nicht über den gesamten Film gehalten werden
konnten. Dennoch, eine gute drei aufgrund der Vorzüge muss
man geben!
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