Eternal
Blood (OT:
Sangre Eterna)
Chile,
2002, Farbe, 100 min |
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Regie |
Jorge
Olguin |
Drehbuch |
Carolina
Garcia, Jorge Olguin |
Musik |
Rodrigo
Cuadra / Gamal Eltit |
Kamera |
Jose Luis Arredondo |
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Juan
Pablo Ogalde |
M |
Blanca
Lewin |
Carmilla |
Patricia
Lopez |
Elizabeth |
Claudio
Espinoza |
Martin |
Carlos
Borquez |
Dahmer |
Die
junge Carmilla trifft auf den charismatischen M und seine Freunde,
die dem populären Vampir-Rollenspiel ETERNAL BLOOD vollends
verfallen sind. Auf einer Party lernen die jungen Leute eine Gruppe
faszinierender und ganz und gar nicht zimperlicher Gothic Fans kennen.
Als sich Elisabeth dieser Clique anschließen will, beginnt
M in seiner Eifersucht diese Horde gewaltbereiter Personen zu durchleuchten.
Schon bald scheint ihm klar, dass es sich hierbei um Vampire handeln
muss! Während sich seine Phantasie und die Realität immer
mehr vermischen, schmiedet er einen Plan um der vermeintlichen Blutsaugerplage
Einhalt gebieten zu können....
Nach
seinem beachtlichen Slasher-Eintrag BLACK ANGEL durchleuchtet der
chilenische Regisseur Jorge Olguín die Riten und Exzesse
einer der dunklen Seite mehr als zugewandten Jugendkultur. ETERNAL
BLOOD wirbelt Elemente des klassischen Vampirmythos mit einem guten
Schuß Sozialkritik zusammen und schickt den Zuschauer dabei
auf eine Reise, in der nicht immer klar erkenntlich ist, was Wirklichkeit
und was Phantasie darstellt. Behutsam und melancholisch zugleich
eröffnet sich dem Zuschauer eine sich ständig überraschende
Story, die weitaus facettenreicher ist, als es auf den ersten Eindruck
erscheint.
Die
Studentin Camilla ist auf der Suche nach Abwechslung und Spaß.
Sie lebt noch zuhause bei der spießigen und hysterischen Mutter,
die ihr Kind nicht versteht, der Vater hat die Familie Richtung
Spanien verlassen. Da kommt es Camilla, die sich zu Gothics hingezogen
fühlt und für Vampire schwärmt, gerade recht, dass
sie M, der Anführer der örtlichen Gruftis (sag ich jetzt
mal so) zu überreden versucht, als neue Spielerin seines Clans
in das populäre Vampirrollenspiel "Sangre Eterna"
einzusteigen. Begeistert lässt sich Camilla auf das Abenteuer
ein und erlebt einen berauschenden Abend mit M und seinen Freunden
Martin und Elisabeth.
Später
besucht das Quartett eine Party des berüchtigten Dealers Dahmer,
ein charismatischer, undurchsichtiger Typ, der in einem Abbruchhaus
lebt und dort wüste Drogen- und Sexorgien gibt. Als M auf der
Toilette beobachtet, wie Dahmer und sein Leibwächter einen
Konkurrenten ausschalten und sein Blut trinken, ist für ihn
klar, hier hat er es mit echten Vampiren zu tun. Verzweifelt versucht
er seine Freunde zu warnen, doch niemand will ihm glauben, so beginnt
er eine Schlägerei mit Dahmer und fliegt raus.
Dennoch scheint
er das Herz der jungen Camilla gewonnen zu haben, doch als die wie
auch Elisabeth und Kumpel Martin immer tiefer in Dahmers Bann geraten,
sieht sich M gezwungen zu handeln. Er sucht Hilfe bei seinem Vater,
der stets, so auch dieses mal, zu beschäftigt ist für
die Probleme seines Sohnes. Als er schließlich auch bei seinem
Professoren Romero, einem Mann, der sich eigentlich mit okkulten
Dingen auskennt, keine Unterstützung findet, beschließt
er die Rettung des Seelenheils seiner Freunde in die eigene Hand
zu nehmen. Er stiehlt den Revolver seines Vaters und lädt die
Waffe mit Patronen, die er zuvor in das Weihwasserbecken einer Kirche
getaucht hat.
So macht er
sich auf zu Dahmers Haus, und ihm ist klar, das ihm nicht mehr allzu
viel Zeit bleibt, denn der Moment der Mondfinsternis rückt
näher, und da, so weiß er, wird das Ritual vollzogen,
das aus Elisabeth, Martin und Camilla für immer Kinder der
Finsternis machen wird...
Doch kann er allein den Kampf gegen die Vampire gewinnen?
Einen Film aus
Chile, dem Land leckerer Rotweine und düsterer Diktatoren (ein
Kapitel, welches hoffentlich für immer der Vergangenheit angehören
mag) an der Westküste Südamerikas, konnten wir euch bislang
auch noch nicht in der Vampireworld präsentieren, von daher
haben wir hier und heuer eine kleine Premierenfeier. Tusch!
So, zurück an die Arbeit!!
Regisseur Jorge
Olguin, der zusammen mit seiner Co-Autorin Carolina Garcia auch
für das Verfassen des Drehbuchs zuständig war, hatte ja
bereits mit seinem Vorgängerfilm "Black Angel" einen
internationalen Achtungserfolg unter den Slasherfans für sich
verbuchen können und somit den chilenischen Horrorfilm als
solchen quasi im Alleingang ins hier und jetzt gehievt, allein dafür
gebührt dem Mann natürlich schon mal die nötige Anerkennung
und eine Kelle voll Lob. Und man kann sich auch beinahe sicher sein,
dreht der Mann weiter so fleißig kleine effektvolle Horrorstreifen
für schmales Geld, dann werden seine Tage in der unteren Hälfte
seines Kontinents bald gezählt sein und er darf sich etliche
1000 Meilen weiter nördlich in Schwarzeneggers gelobtem Bundesstaat
verdingen. Doch bis dahin wollen wir natürlich erst mal wissen,
wie ist er denn nun, der (wohl wahrscheinlich) erste chilenische
Vampirfilm, der außerhalb Südamerikas wahrgenommen wird?
Eigentlich gar
nicht mal so schlecht!
Nun geht mit dem Wort 'eigentlich' in aller Regel ja leider eine
eher unschöne Einschränkung bezüglich des Betreffenden
einher, was so auch hier der Fall ist. Gern wäre ich voll des
Lobes für so ein ambitioniertes Projekt aus einem aus filmischer
Sicht betrachteten Entwicklungsland, zumal sich Olguin allerhand
Mühe gegeben hat und es ordentlich krachen ließ. Ferner
muss in die Kalkulation mit aufgenommen werden, dass Olguin wohl
kaum ein besonders großes Budget zur Verfügung gestanden
haben dürfte, woher auch?, und man sieht das mitunter auch
recht deutlich (was allerdings gar nicht schlimm ist, im Gegenteil),
womit der Rezensent allerdings mitnichten gesagt haben will, der
Film sehe billig aus, denn das tut er nicht. Gut, vermutlich kann
man allerdings in Chile auch für ein Zehntel einer europäischen
und vermutlich ein Fünfzehntel einer amerikanischen Produktion
drehen, dennoch muss auch das Geld erst mal ordentlich angelegt
sein, und das trifft hier zu.
Spezialeffekte,
Feuerzauber, Make ups - alles solide Handarbeit in bester Gruselkino
Tradition, der Kollege Computer mit seinen pixeligen Nerv-Animationen
muss leider zu hause bleiben. Regisseur Olguin beruft sich im "Making
of" des Films (welches sich in der Bonussektion der DVD entdecken
lässt) auf das Werk Dario Argentos, was ihn zu einem sympathischen
Überzeugungstäter macht. In dieser Hinsicht hat er alles
richtig gemacht. Ebenfalls schön ist, dass man hier schon eine
relativ individuelle Handschrift seiner Regiearbeit erkennen kann,
die vielleicht noch nicht zu 100% greift, aber funktioniert. Man
betrachte nur die bizarren Schießerein, die sich die Vampire
mit den katholischen "Gotteskriegern" in der ersten Phase
des Films liefern, und die sich dann als gelungenes Spiel mit den
Ebenen Realität und Fiktion erweisen, aber darauf wollte ich
jetzt gar nicht hinaus, vielmehr auf den Stil, in dem Olguin sein
Gemetzel inszenierte (ok, ein klein wenig musste ich auch an das
Frühwerk von Roberto Rodriguez denken, der ja leider auch schon
lange keinen gescheiten Film mehr hinbekommen hat.)
Was das Wechseln
der verschiedenen Realitätsebenen betrifft, das macht Olguin
wie gesagt sehr gut. Nie kann man sich sicher sein, handeln die
Charaktere jetzt als Figuren im Rollenspiel? Ist M wahnsinnig geworden
oder vielleicht einfach nur auf Drogen? Passiert das alles wirklich?
Gibt es Vampire oder doch nicht?
Aber - und hier kommen wir langsam in den Bereich, in dem das eingangs
erwähnte Wort 'eigentlich' beginnt seine einschränkende
Wirkung zu entfalten - dieser Kunstgriff ist ja inzwischen auch
kein ganz neuer mehr, spätestens nach "Matrix" und
nachdem jede zweite "Akte X" Episode auf diese Art endete
ist er fast zu einem Standard geworden. Der vorhersehbare Schlussgag
kommt dann aber dennoch ganz gut weil gut umgesetzt.
Was allerdings
echt nervt, sind die albernen Klischees, die der Film gleich massenhaft
zu bieten hat. Gothic = Vampir, Drogen, Abbruchhaus, Orgien, alberne
Klamotten und New Metal. Die Charaktere sind völlig eindimensional
und schablonenhaft gezeichnet, einzig M, recht gut dargestellt von
Juan Pablo Ogalde, hat einige vielschichtigere Szenen und darf gerade
in den letzten Filmminuten ordentlich aufdrehen. Und der pseudo-philosophische
Ansatz, den uns Olguin hier um die Ohren hauen will, diese "Niemand
ist, was er/sie vorzugeben scheint, alle sind auf der Suche, und
wenn sie es gefunden haben ist alles noch viel schlimmer, denn am
Ende wollen doch alle nur geliebt werden" Message ist mit Verlaub
nicht nur altbacken und doof pathetisch, sondern auch noch ähnlich
originell wie ein Kalenderspruch von anno dunnemal.
Aus rein technischer
Sicht betrachtet ist der Film oft zu dunkel ausgeleuchtet und die
Kameraarbeit von Jose Luis Arredondo ist mitunter beinahe stümperhaft
zu nennen, das schiebe ich allerdings mal auf das geringe Budget.
Zudem mangelte es vielleicht doch an manchen Stellen einfach noch
an der Erfahrung des Regisseurs.
Alles in allem aber ist "Eternal Blood" ein Film, der
sich sehen lassen kann, der unterhält und auch schon mal ordentlich
zur Sache kommt. Wenn Olguin beim nächsten mal einfach einige
Fehler vermeidet, die ihm hier noch unterlaufen sind, dann könnte
es sogar für eine ordentliche 4 reichen, diesmal werten wir
eine solide 3.
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