Derzeit online

386
Filme
125
Bücher
34
Biographien
50
Hörspiele
Reviews in English

 

 

 

 

 

 

 

Eternal Blood   (OT: Sangre Eterna)

Chile, 2002, Farbe, 100 min
 
Regie Jorge Olguin
Drehbuch Carolina Garcia, Jorge Olguin
Musik Rodrigo Cuadra / Gamal Eltit
Kamera Jose Luis Arredondo
 
Juan Pablo Ogalde M
Blanca Lewin Carmilla
Patricia Lopez Elizabeth
Claudio Espinoza Martin
Carlos Borquez Dahmer

Die junge Carmilla trifft auf den charismatischen M und seine Freunde, die dem populären Vampir-Rollenspiel ETERNAL BLOOD vollends verfallen sind. Auf einer Party lernen die jungen Leute eine Gruppe faszinierender und ganz und gar nicht zimperlicher Gothic Fans kennen. Als sich Elisabeth dieser Clique anschließen will, beginnt M in seiner Eifersucht diese Horde gewaltbereiter Personen zu durchleuchten. Schon bald scheint ihm klar, dass es sich hierbei um Vampire handeln muss! Während sich seine Phantasie und die Realität immer mehr vermischen, schmiedet er einen Plan um der vermeintlichen Blutsaugerplage Einhalt gebieten zu können....

Nach seinem beachtlichen Slasher-Eintrag BLACK ANGEL durchleuchtet der chilenische Regisseur Jorge Olguín die Riten und Exzesse einer der dunklen Seite mehr als zugewandten Jugendkultur. ETERNAL BLOOD wirbelt Elemente des klassischen Vampirmythos mit einem guten Schuß Sozialkritik zusammen und schickt den Zuschauer dabei auf eine Reise, in der nicht immer klar erkenntlich ist, was Wirklichkeit und was Phantasie darstellt. Behutsam und melancholisch zugleich eröffnet sich dem Zuschauer eine sich ständig überraschende Story, die weitaus facettenreicher ist, als es auf den ersten Eindruck erscheint.


Die Studentin Camilla ist auf der Suche nach Abwechslung und Spaß. Sie lebt noch zuhause bei der spießigen und hysterischen Mutter, die ihr Kind nicht versteht, der Vater hat die Familie Richtung Spanien verlassen. Da kommt es Camilla, die sich zu Gothics hingezogen fühlt und für Vampire schwärmt, gerade recht, dass sie M, der Anführer der örtlichen Gruftis (sag ich jetzt mal so) zu überreden versucht, als neue Spielerin seines Clans in das populäre Vampirrollenspiel "Sangre Eterna" einzusteigen. Begeistert lässt sich Camilla auf das Abenteuer ein und erlebt einen berauschenden Abend mit M und seinen Freunden Martin und Elisabeth.

Später besucht das Quartett eine Party des berüchtigten Dealers Dahmer, ein charismatischer, undurchsichtiger Typ, der in einem Abbruchhaus lebt und dort wüste Drogen- und Sexorgien gibt. Als M auf der Toilette beobachtet, wie Dahmer und sein Leibwächter einen Konkurrenten ausschalten und sein Blut trinken, ist für ihn klar, hier hat er es mit echten Vampiren zu tun. Verzweifelt versucht er seine Freunde zu warnen, doch niemand will ihm glauben, so beginnt er eine Schlägerei mit Dahmer und fliegt raus.

Dennoch scheint er das Herz der jungen Camilla gewonnen zu haben, doch als die wie auch Elisabeth und Kumpel Martin immer tiefer in Dahmers Bann geraten, sieht sich M gezwungen zu handeln. Er sucht Hilfe bei seinem Vater, der stets, so auch dieses mal, zu beschäftigt ist für die Probleme seines Sohnes. Als er schließlich auch bei seinem Professoren Romero, einem Mann, der sich eigentlich mit okkulten Dingen auskennt, keine Unterstützung findet, beschließt er die Rettung des Seelenheils seiner Freunde in die eigene Hand zu nehmen. Er stiehlt den Revolver seines Vaters und lädt die Waffe mit Patronen, die er zuvor in das Weihwasserbecken einer Kirche getaucht hat.

So macht er sich auf zu Dahmers Haus, und ihm ist klar, das ihm nicht mehr allzu viel Zeit bleibt, denn der Moment der Mondfinsternis rückt näher, und da, so weiß er, wird das Ritual vollzogen, das aus Elisabeth, Martin und Camilla für immer Kinder der Finsternis machen wird...
Doch kann er allein den Kampf gegen die Vampire gewinnen?


Einen Film aus Chile, dem Land leckerer Rotweine und düsterer Diktatoren (ein Kapitel, welches hoffentlich für immer der Vergangenheit angehören mag) an der Westküste Südamerikas, konnten wir euch bislang auch noch nicht in der Vampireworld präsentieren, von daher haben wir hier und heuer eine kleine Premierenfeier. Tusch!
So, zurück an die Arbeit!!

Regisseur Jorge Olguin, der zusammen mit seiner Co-Autorin Carolina Garcia auch für das Verfassen des Drehbuchs zuständig war, hatte ja bereits mit seinem Vorgängerfilm "Black Angel" einen internationalen Achtungserfolg unter den Slasherfans für sich verbuchen können und somit den chilenischen Horrorfilm als solchen quasi im Alleingang ins hier und jetzt gehievt, allein dafür gebührt dem Mann natürlich schon mal die nötige Anerkennung und eine Kelle voll Lob. Und man kann sich auch beinahe sicher sein, dreht der Mann weiter so fleißig kleine effektvolle Horrorstreifen für schmales Geld, dann werden seine Tage in der unteren Hälfte seines Kontinents bald gezählt sein und er darf sich etliche 1000 Meilen weiter nördlich in Schwarzeneggers gelobtem Bundesstaat verdingen. Doch bis dahin wollen wir natürlich erst mal wissen, wie ist er denn nun, der (wohl wahrscheinlich) erste chilenische Vampirfilm, der außerhalb Südamerikas wahrgenommen wird?

Eigentlich gar nicht mal so schlecht!
Nun geht mit dem Wort 'eigentlich' in aller Regel ja leider eine eher unschöne Einschränkung bezüglich des Betreffenden einher, was so auch hier der Fall ist. Gern wäre ich voll des Lobes für so ein ambitioniertes Projekt aus einem aus filmischer Sicht betrachteten Entwicklungsland, zumal sich Olguin allerhand Mühe gegeben hat und es ordentlich krachen ließ. Ferner muss in die Kalkulation mit aufgenommen werden, dass Olguin wohl kaum ein besonders großes Budget zur Verfügung gestanden haben dürfte, woher auch?, und man sieht das mitunter auch recht deutlich (was allerdings gar nicht schlimm ist, im Gegenteil), womit der Rezensent allerdings mitnichten gesagt haben will, der Film sehe billig aus, denn das tut er nicht. Gut, vermutlich kann man allerdings in Chile auch für ein Zehntel einer europäischen und vermutlich ein Fünfzehntel einer amerikanischen Produktion drehen, dennoch muss auch das Geld erst mal ordentlich angelegt sein, und das trifft hier zu.

Spezialeffekte, Feuerzauber, Make ups - alles solide Handarbeit in bester Gruselkino Tradition, der Kollege Computer mit seinen pixeligen Nerv-Animationen muss leider zu hause bleiben. Regisseur Olguin beruft sich im "Making of" des Films (welches sich in der Bonussektion der DVD entdecken lässt) auf das Werk Dario Argentos, was ihn zu einem sympathischen Überzeugungstäter macht. In dieser Hinsicht hat er alles richtig gemacht. Ebenfalls schön ist, dass man hier schon eine relativ individuelle Handschrift seiner Regiearbeit erkennen kann, die vielleicht noch nicht zu 100% greift, aber funktioniert. Man betrachte nur die bizarren Schießerein, die sich die Vampire mit den katholischen "Gotteskriegern" in der ersten Phase des Films liefern, und die sich dann als gelungenes Spiel mit den Ebenen Realität und Fiktion erweisen, aber darauf wollte ich jetzt gar nicht hinaus, vielmehr auf den Stil, in dem Olguin sein Gemetzel inszenierte (ok, ein klein wenig musste ich auch an das Frühwerk von Roberto Rodriguez denken, der ja leider auch schon lange keinen gescheiten Film mehr hinbekommen hat.)

Was das Wechseln der verschiedenen Realitätsebenen betrifft, das macht Olguin wie gesagt sehr gut. Nie kann man sich sicher sein, handeln die Charaktere jetzt als Figuren im Rollenspiel? Ist M wahnsinnig geworden oder vielleicht einfach nur auf Drogen? Passiert das alles wirklich? Gibt es Vampire oder doch nicht?
Aber - und hier kommen wir langsam in den Bereich, in dem das eingangs erwähnte Wort 'eigentlich' beginnt seine einschränkende Wirkung zu entfalten - dieser Kunstgriff ist ja inzwischen auch kein ganz neuer mehr, spätestens nach "Matrix" und nachdem jede zweite "Akte X" Episode auf diese Art endete ist er fast zu einem Standard geworden. Der vorhersehbare Schlussgag kommt dann aber dennoch ganz gut weil gut umgesetzt.

Was allerdings echt nervt, sind die albernen Klischees, die der Film gleich massenhaft zu bieten hat. Gothic = Vampir, Drogen, Abbruchhaus, Orgien, alberne Klamotten und New Metal. Die Charaktere sind völlig eindimensional und schablonenhaft gezeichnet, einzig M, recht gut dargestellt von Juan Pablo Ogalde, hat einige vielschichtigere Szenen und darf gerade in den letzten Filmminuten ordentlich aufdrehen. Und der pseudo-philosophische Ansatz, den uns Olguin hier um die Ohren hauen will, diese "Niemand ist, was er/sie vorzugeben scheint, alle sind auf der Suche, und wenn sie es gefunden haben ist alles noch viel schlimmer, denn am Ende wollen doch alle nur geliebt werden" Message ist mit Verlaub nicht nur altbacken und doof pathetisch, sondern auch noch ähnlich originell wie ein Kalenderspruch von anno dunnemal.

Aus rein technischer Sicht betrachtet ist der Film oft zu dunkel ausgeleuchtet und die Kameraarbeit von Jose Luis Arredondo ist mitunter beinahe stümperhaft zu nennen, das schiebe ich allerdings mal auf das geringe Budget. Zudem mangelte es vielleicht doch an manchen Stellen einfach noch an der Erfahrung des Regisseurs.
Alles in allem aber ist "Eternal Blood" ein Film, der sich sehen lassen kann, der unterhält und auch schon mal ordentlich zur Sache kommt. Wenn Olguin beim nächsten mal einfach einige Fehler vermeidet, die ihm hier noch unterlaufen sind, dann könnte es sogar für eine ordentliche 4 reichen, diesmal werten wir eine solide 3.



2001 - 2009 by  webmaster@vampire-world.com       Stand: 16.05.2005 Seitenanfang nächste Seite