Das
Geheimnis der Todesinsel (OT:
La Isla de la muerte)
AKA: Bloodsuckers,
The, Death Island, Geheimnis der Todesinsel, Das, Island of the
Dead, Island of the Doomed, Man Eater of Hydra
Auf
einer einsamen Insel im Mittelmeer (!) lebt Baron von Weser äußerst
abgeschieden von der Welt um sich ganz seiner Leidenschaft, dem
Züchten exotischer Pflanzen zu widmen (das hätte er ja
dann auch auf dem Eiland Mainau im Bodensee haben können, gelle?).
Dann und wann empfängt der adelige Forscher eine Gruppe interessierter
Touristen auf seinem uralten Schloss inmitten der fremdartigen Flora.
So auch letzten Dienstag (oder wann auch immer!), als sich wieder
einmal eine Schar illustrer Gestalten auf die "Todesinsel"
begab. Da haben wir eine reiche amerikanische Schreckschraube (die
aber ganz wie eine italienische Mama aus einem Klischee-Werbespot,
beispielsweise für eine Billig-Pasta-Pampe, die besonders von
Kindern geschätzt wird, wirkt), ein klugscheißender Botaniker,
der etwas im Schilde führt, einen coolen äußerst
männlichen James Bond Lookalike, eine junge Dame, die er anlechzt,
ein ungleiches Paar, er alter reicher Knacker und sie junges notgeiles
und versoffenes Luder, das bereits auf der Überfahrt den ebenfalls
noch vorhandenen flotten Chauffeur anbaggert, halt die perfekte
Mischung für das nun folgende "Wir kriegen euch alle,
einen nach dem anderen" Spielchen.
Das fröhliche Geplauder der ankommenden Gruppe wird jäh
unterbrochen, als kurz vor dem Schloss dem Chauffeur eine brabbelnde
Figur vor den Kühlergrill läuft. Zack, weg isser'...
Da erscheint auch schon der Baron und teilt mit, halb so wild, der
Mann sei sein Koch und unheilbar krank gewesen, der Tod war eine
Erlösung, ansonsten, herzlich Willkommen, liebe Opfer, ääh
Gäste, und gibt ganz den belesenen kultivierten Gastgeber.
Bereits beim ersten Diner kommt es zum Eklat, als Cora Robinson,
besagtes rothaariges Gift, sich unsäglich betrinkt und keine
Gelegenheit auslässt, ihren weitaus älteren Mann zu demütigen.
Rasch hat der souveräne von Weser die Situation aber wieder
im Griff und führt seinen Gästen nun seinen ganzen Stolz
in Form seiner botanischen Schöpfungen vor. Hier bekommen wir
bereits erste Hinweise darauf, dass des Barons Ratio wohl doch nicht
ganz auf allen vier Zylindern läuft, denn er präsentiert
den schockierten Anwesenden ein fleischfressendes Pflanzerl, das
sich von Mäusen ernährt, und wir ahnen, es wird noch schlimmer
kommen.
Und richtig, hat er doch in mühevoller Kleinarbeit ein teuflisches
tentakeliges Riesengrünzeug erschaffen, das sich am Lebenssaft
seiner bedauernswerten Opfer labt (sollten wir es Graf Rukola taufen?)
und sich nun durch die Gästeliste saugt, angefangen beim Gigolo
Chauffeur.
Es kommt wie es kommen muss, am Ende holt sich das Monster seinen
Schöpfer, nur der junge Held und seine unschuldige Geliebte
können entkommen, doch irgendwo da draußen hat etwas
überlebt...
Und
das schon weiland 1967, lange vor den Dinosauriern, wenn Ihr versteht.
Natürlich haben wir es hier mit ausgemachtem Sechziger-Jahre-Trash
vom Gediegensten zu tun, und so was mag man halt, oder eben nicht.
Doch hat "La Isla de la Muerte" tatsächlich allerhand
außergewöhnliches, skurilles, originelles, bizarres und
wieder einmal unfreiwillig komisches zu bieten.
Das fängt bereits beim Regisseur an, denn der war niemand geringerer
als der New Yorker Mel Welles, der sich ja in beinahe allen Sparten
des Filmgewerbes verdingt hat, hauptsächlich als Darsteller,
aber auch als Regisseur (wie hier), Stuntman, Autor, Produzent,
man könnte sagen, sein Schaffen war von einer gewissen Liebe
zum Film durchdrungen, und das meinen wir jetzt mal ausnahmsweise
ernst!
Jener Mel Welles hatte sich seinerzeit eigentlich bereits einen
recht guten Ruf erarbeiten können, dennoch wurde lange Zeit
in Europa ein gewisser Ernst Ritter von Theumer als Regisseur und
Drehbuchautor (das war aber in Echt ein Mensch namens Ira Meltcher,
vermutlich ist aber auch das nur ein Pseudonym für irgendwen,
am Ende vielleicht Welles himself?) gelistet. Theumer ist kein Fantasiename,
sondern vielmehr eine Produzentenlegende, die sich eben auf Produktionen
vorliegender Art spezialisiert hatte (wohl bekanntestes Produkt
des Mannes ist der Kosmosheuler "Perry Rhodan - S.O.S aus dem
Weltall".) Dieser Etikettenschwindel war damals in Deutschland,
vermutlich aber anderswo gleichermaßen, durchaus Usus, genügend
Beispiele sind hier in der Vampireworld zu finden.
Doch was lässt sich über Welles Regiearbeit sagen?
Na ja, das ist nicht ganz einfach. Einerseits gelang ihm scheinbar
leichthändig ein Crossoveract aus Gruselkrimi, Gothicmovie,
"Little Shop of Horror" (er wirkte ja seinerzeit in Roger
Cormans Original als Schauspieler mit) und somit den typischen "Mad
Scientist" Motiven mit Sci-Fi Elementen (Schock! Horror! Radioaktivität!
Gentechnik!), andererseits hatte er mit dem Teufel im Detail zu
kämpfen.
Ein Beispiel: für eine Summe von ungefähr 35000 $ beabsichtigte
das FX-Team eigentlich ein gruseliges mechanisches Pflanzenmonster
zu basteln, das sich prima per Fernbedienung steuern lassen sollte.
Einzig das Unvermögen besagter Leute ließ die Sache scheitern,
sie kriegten den Vampirgummibaum nicht in den Griff, das Ding funktionierte
einfach nicht. Damit war ein nicht unerheblicher Anteil des ohnehin
nicht eben großzügig bedachten Budgets verpulvert, man
musste auf Uralttricks mit Seilen, quasi Puppentechnik, zurückgreifen,
ein Effekt, der nur allzu leicht entlarvt werden kann.
Auch die große Schlussszene, in der der wahnsinnige Gärtner
mit seiner mörderischen Knolle verbrennen sollte, scheiterte
an der Unfähigkeit seines Teams. So kann es gehen...
Man könnte jetzt von widrigen Umständen sprechen, andererseits
muss einem klar sein, worauf man sich für schmales Geld mit
einem solchen Projekt einlässt.
So ist es auch kein Wunder, dass der Film im letzten Drittel, also
da, wo es in besonderem Maße auf die Effekte ankommt, stark
abfällt.
Über die Schauspieler lässt sich nicht unbedingt viel
negatives sagen. Gelegentlich wird etwas übertrieben, speziell
der wohl bekannteste Darsteller, Cameron Mitchell, tut dies hier
gern (auch hier wieder im Besonderen im letzten Drittel), George
Martin, der eigentliche Held des Streifens, spielt einem Keanu Reeves
beispielsweise nicht unähnlich mit einer gewissen Betonmimik,
aber das findet ja manch einer richtig gut und hier teilen sich
die Meinungen, klar!
Die weiblichen Darsteller indes sind allesamt gut!
Letztlich muss man hier von einem flotten europäischen Sixties-Film
sprechen, der durchaus Defizite aufweist, insgesamt aber nicht unoriginell
ist und irgendwie schon Spaß macht.
Das I-Tüpfelchen wäre vielleicht noch das Auftauchen eines
Werwolfes namens Waldemar Daninsky gewesen, der sich böse grummelnd
durch den Mörderforst fightet.
Das wäre ja wirklich noch ein grandioser Gag geworden, doch
auch ohne einen solchen ist der Film unterhaltsam.
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