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Aswang
AKA: The Unearthing

USA 1994, Farbe, 84 min
Regie: Wrye Martin, Barry Poltermann
Drehbuch: Wrye Martin, Barry Poltermann
Kamera: Jim Zabilla
Musik Ken Brahmstedt
Produzenten Wrye Martin, Barry Poltermann
Norman Moses Peter Null
Tina Ona Paukstelis Katrina
John Kishline Dr. Harper
Flora Coker Olive Null
Victor Delorenzo Sheriff
Mildred Nierras Cupid
Jamie Jacobs Anderson Claire Null

Es schien perfekt: KATRINA - T.O. Paukstelis - kann aus ihrer ungewollten Schwangerschaft Kapital schlagen, in dem sie sich gegen eine erkleckliche Summe als PETER NULLS - Norman Moses - Ehefrau ausgibt, damit dieser nach den alten Bräuchen seines Clans das Familienerbe antreten darf.

Nach der Scheinheirat lernt KATRINA nicht nur die exzentrische Sippe kennen - sondern auch den furchtbaren Schrecken dämonischer Riten.

Nichts ist wie es scheint. Der idylllische Landbesitzt der Nulls wird zum höllischen Gefängnis, dessen Bewohner sich als Grauenhafte Wesen entpuppen. Und KATRINAS ungeborenes Baby erwartet wie seine Mutter ein unvorstellbares Schicksal.

Da die junge und ziemlich abgebrannte Katrina eher ungewollt schwanger wurde und ihr Kerl ein verantwortungsloser Tunichtgut ist, kommt ihr die Offerte des reichen Peter Null nicht gerade ungelegen, für einen fürstlichen Obolus zum Schein dessen schwangere Ehefrau zu spielen und ihm nach der Geburt ihr Kind zu überlassen, für das dann gut gesorgt wäre, wie ihr versichert wird. Hintergrund des ominösen Deals: Will Peter das Familienerbe antreten, so muss er nach alter Väter Sitte Frau und Kind anschleppen, sonst fällt alles an die örtlichen Taubenzüchter, die freiwillige Feuerwehr von Pappenheim, den Schützenverein von Hornbach oder weiß der Geier wen, nur nicht an ihn. Katrina sagt zu.

So begibt sich das frisch "vermählte" Paar auf den Familiensitz der Nulls, wo Peters todkranke Mutter nebst der schrägen Hausangestellten Cupid (die schon mal Hundehaare zum Frühstück kredenzt) und seiner irgendwie vollkommen unzurechnungsfähigen Schwester lebt, die ihre Zeit hauptsächlich im Gartenhaus verbringt. Außerdem schleicht immer wieder der Wissenschaftler Dr. Harper um das Anwesen und findet allerlei Babygebein im Schleimkokon. Doch statt dies den Behörden zu melden, lässt er sich lieber von den Nulls zum Dinner einladen. Dies freilich ohne zu ahnen, das man da leicht mal selber auf der Speisekarte stehen könnte, denn die Nulls, die lange auf den Philippinen lebten, sind nicht einfach nur schrullige Bizarros, sie sind Aswangs, blutsaugende und kinderfressende Vampirgestalten, die anders als ihre europäischen Artgenossen ihre Opfer mit langen röhrenförmigen Zungen traktieren.

Bald bekommt auch Katrina solch ein Saugrohr zu spüren, womit ein schrecklicher Alptraum für sie beginnt. Nun muss sie sich ihres und des Lebens ihres ungeborenen Kindes erwehren gegen die Nulls, die ihr nicht nur mit den tentakeligen Zungen, sondern auch mit allerlei Gerätschaften wie Äxten, Vorschlaghämmern und Kettensägen zuleibe rücken…


Was zur Hölle ist denn das für ein dreistes und dennoch merkwürdiges Stück Malefiz-Film? Exploitation as possible? Punk as Fuck? "Rosemaries Baby" als Cheapo-Splatter plus den Versuch, Sam Raimis rasante Kamerafahrten zu kopieren? Hier etwas "Texas Chainsaw Massacre", dort etwas "Evil Dead", und mittendrin eine alternative Vampir Story? Hääh?

Hätte man das jetzt alles mit ein wenig lässiger, selbstironischer Distanz inszeniert, es hätte durchaus was werden können mit dem Kult-Film, von dem auf der deutschen VHS Hülle (von Empire) die Rede ist, doch leider ist "Aswang" vollkommen humorfrei ausgefallen - vom eher nicht so gewollten Jokus natürlich mal abgesehen. Richtig finster wollten uns die beiden Regisseure Wrye Martin und Barry Poltermann (Nomen est Omen?) da bedienen, scheiterten aber mit ihrem Debüt - wie so oft in Fällen wie diesem - am eigenen Unvermögen wie an den sparsamen finanziellen Mitteln, auch wenn sie diesem Umstand mit einer gewissen Ed Wood'schen Bauernschläue begegnet sind. Beispiele gefällig? Der Special Effects Mann, der ursprünglich engagiert worden war, soll sich mit den Regisseuren dermaßen überworfen haben, es ging wohl um Kohle, dass er sich vollkommen erbost auf nimmer Wiedersehen vom Set machte. Abhilfe bot ein Nachbar vom Drehort (irgendwo in Milwaukee) an, der die gar nicht mal so ungelungenen Splattereffekte mit einfachsten Mitteln, beispielsweise einer auf Kakao basierenden (Film)Blutmischung, kostengünstig realisierte. Nachbarschaftshilfe der anderen Art, wenn man so will. Für den Wahrheitsgehalt dieses Schmankerls kann ich mich allerdings nicht verbürgen, denn diese Information konnte ich auch nur einem wenig schmeichelhaften amerikanischen Review zum Film entnehmen, aber es las sich schlüssig und passt zu den anderen Schenkelklopfern den Film betreffend. Das Gartenhaus exemplarisch, in dem im Film Peters derangierte Schwester logiert, lag doch tatsächlich etliche Kilometer vom eigentlichen Drehort entfernt und wurde nur deshalb ausgewählt, weil die örtliche Feuerwehr mit der Hütte eine Übung plante, so konnten die Kosten des Abfackelns im Finale mit den Fire Fighters geteilt werden - und für die nötige Sicherheit am Set war somit ebenso gesorgt!

Schauspieler John Garekis, der Mann, der am Anfang des Films den Anwalt spielt, soll tatsächlich in dem Zustand gewesen sein, der seiner optischen Präsenz entsprach, sprich, er soll so kaputt gewesen sein, dass er sich sein bisschen Text einfach nicht merken konnte und das angebliche Vertragswerk, mit welchem er im Film herumwedelt, war in Wirklichkeit nichts anderes als das Skript, von dem er Wort für Wort seine Zeilen ablas. Und die anderen Darsteller, allesamt nicht gerade mit den höheren Weihen ihres Berufsstands gesegnet, haben mit diesem Film größtenteils schon beinahe den Höhepunkt ihrer Karriere bzw. ihres filmischen Schaffens erlebt, was auch auf die beiden Regisseure zutrifft, denen kein größerer Wurf mehr gelungen ist.

Dabei kommt der Beginn des Films, sagen wir mal die ersten 20/25 Minuten, gar nicht mal so schlecht daher. Eine ziemlich schräge, bedrohliche Atmosphäre baut sich da auf, was sich abzeichnet, ist verheißungsvoll, und die Grundidee, die Vampirgeschichte um die philippinischen Aswangs, ist durchaus originell und unverbraucht. Doch dann knickt die Geschichte leider völlig ein, wird wirr und es geht nur noch Holtedipolter(mann) um Blut und Eingeweide. Auch verstehen wir nicht, was es mit Dr. Harper, dem Quasi-van Helsing Charakter, eigentlich auf sich hat, denn die einleitende Szene, die ihn und sein Ansinnen erklären sollte, fiel der Schnittschere aus welchen Gründen auch immer zum Opfer. Wozu auch sollte Filmfan eine schlüssige Geschichte brauchen, gelle?

Das Ende ist dann auch wieder nicht so schlecht, denn wer das Gemetzel wohl tatsächlich wie überleben wird und wer nicht, ist tatsächlich einigermaßen überraschend. Der eigentliche Schlussgag aber ist es dann wieder nicht.
Hätte man insgesamt die bedrohlich Atmosphäre aus den ersten Minuten über den ganzen Film erhalten können statt nur die Mitglieder der Null-Familie irre grinsend mit allem, was der Werkzeugkasten hergibt, der armen Katrina nachzuhetzen, das wäre es gewesen, aber den Machern war der schnelle Splatter offenkundig wichtiger als Subtilität. Wenn es denn wenigstens lustig gewesen wäre…
Schade!

       


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