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Der Duft des Blutes

Untertitel
Autor Rike Speemann (Ulrike Schweikert)
Kategorie Roman
Seitenzahl 383
Format Paperback
deutsche Übersetzung
Erstveröffentlichung 1993
Verlag Knaur Verlag, München
ISBN-Nummer 3-426 -62306-4

Die Speicherstadt in Hamburg: Hier erwacht an einem Spätsommerabend Peter von Borgo aus einem langen Schlaf. Das wäre an sich nichts Ungewöhnliches, doch Peter von Borgo hat bereits vor 350 Jahren gelebt und braucht nun - frisches Blut!

Seine Leidenschaft richtet sich ausgerechnet auf die junge Kommissarin Sabine Berner, die einen komplizierten Fall lösen muss. Peter bleibt Sabine bei Ihren Ermittlungen dicht auf den Fersen.

Nächtlicher Großeinsatz für die Hamburger Polizei: unweit der berühmten Speicherstadt wurde eine Leiche entdeckt. Eher zufällig trifft hier der fast 400 Jahre alte Untote Vampir Peter von Borgo auf die junge frischgeschiedene Polizistin Sabine Berner von der Hamburger Mordbereitschaft. Sofort gerät sein Blut in Wallung, denn die Berner erinnert ihn auf fatale Weise an das erste Opfer seiner vampirischen Existenz. Damals hatte ihn die bis dahin ungekannte Leidenschaft rasend übermannt und er tötete jene junge Dame, leider ohne dies gebührend auskosten zu können. Dennoch empfand er nie wieder eine ähnliche Extase, bis zu dieser Nacht. Sabine Berners Blut duftet. Mit grimmiger Entschlossenheit heftet er sich an ihre Fersen.

Sabine allerdings hat bereits genügend eigene Sorgen. Zum einen hat sie einen komplizierten Fall zu knacken, dann muss sie sich der Annäherungsversuche ihres Nachbarn, eines jungen Schriftstellers erwehren, und nicht genug mit alldem, taucht plötzlich noch ihr Exmann, ein erfolgreicher Anwalt, bei Sabine auf und überlässt die gemeinsame kleine Tochter, für die er das Sorgerecht zugesprochen bekam, ihrer Obhut, denn er muss dringend einige Tage verreisen. Recht ungünstig, denn angesichts der anfallenden Arbeit darf Sabine eher mit Überstunden denn Urlaub rechnen. Und es bleibt nicht bei dem Speicherstadt-Toten, denn bald muss Sabine noch den Mord an dem Callgirl Ronja aufklären, die bei Pinneberg aufgefunden wird. Bei ihren Ermittlungen stößt sie auf den zwielichtigen aber charmanten "Privatdetektiv" Peter, unwissend, dass der Vampir im Hintergrund geschickt die Fäden zieht, denn er lechzt noch immer nach Sabines Blut. Als Sabine herausfindet, dass Ronja eine Tochter hatte, von der aber jede Spur fehlt, beginnt ein hastiges Rennen gegen die Zeit. Doch es scheint, als seien ihr ihre Gegner stets eine Nasenlänge voraus. Und dann muss man sich ja auch noch mit den Schmeißfliegen von der Sensationspresse herumärgern...

Peter von Borgos Rolle im gesamten Spiel bleibt Sabine weiterhin rätselhaft, einerseits fühlt sie sich zu ihm hingezogen, andererseits verdächtigt sie ihn des Mordes. Wer ist der Kerl nur?
Als es schließlich zum großen Finale kommt, stellen sich die Vorteile einer (nahezu) unsterblichen Existenz eindeutig heraus...

Ich muss sagen, ich hatte mich sehr auf das Buch gefreut, denn die Kurzfassung der Story auf dem Klappentext liest sich nicht unoriginell und das Cover des Buches ist wirklich schön gestaltet. All das lässt im besten Sinne auf feinen Lesegenuss hoffen. Doch erwartet man nun eine gelungene Gruselgeschichte, einen Horrorschocker gar, der ja in der hiesigen Literaturlandschaft eher eine Ausnahme darstellen würde, so wird man leider enttäuscht.

Rike Speemann, bürgerlich eigentlich Ulrike Schweikert, machte sich einen Namen als Fachfrau für, nun ja, ohne ihr zu nahe treten zu wollen, eher triviale Historienromane wie "Die Herrin der Burg". Bestimmt liegt ihr dieses Genre auch, denn die immer wieder eingeflochtenen historischen Szenen gerade der Hamburger Geschichte sind nicht nur fantastisch recherchiert, sondern darüber hinaus auch recht überzeugend dargestellt. Auch gelingt es der Autorin überhaupt immer wieder, ihre norddeutsche Wahlheimat (sie stammt eigentlich gebürtig aus Schwäbisch-Hall) dem Leser schmackhaft zu machen. Dafür gebührt ihr durchaus Lob.

Was Frau Speemann allerdings nicht gelingt, ist dem hohen Ziel, welches sie mit diesem Roman anstrebt, gerecht zu werden, denn sie präsentiert uns hier eine beinahe krude Mischung aus Krimi, Befindlichkeitsroman, Horror, Lokalkolorit und Historie. Eine Art "Großstadtrevier" (Ihr kennt doch die Fernsehserie um die trutschigen Hamburg-Cops, oder?) meets Anne Rice meets Hamburgreiseführer, und das ganze trifft dann noch einmal auf einen Mystery-Roman für Teenager...Kann so was gut gehen? - Nicht wirklich!

Hier bei uns in Köln gibt es die in unserer Gegend ungemein populären "Köln-Krimis" (respektive "Eifel"- bzw. "Bergische Krimis"), an eben die fühlte ich mich bei der Lektüre von Speemanns Vampirroman reichlich oft gemahnt, will sagen viel Lokalkolorit wird geboten, dafür aber wenig Substanz! Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob in Hamburg eine ähnliche lose miteinander verflochtene Romanreihe existiert, kann mir das aber gut vorstellen. Es liegt mir auch fern, dieses Genre der lokalen Erzählungen generell abzuwatschen, denn erstens finde ich es als solches gut, zum zweiten gibt es auch hier immer wieder rühmliche Ausnahmen wie den wortgewaltigen Frank Schätzing, aber das ist ja gar nicht unser Thema!

Eines der großen Probleme hatte ich wirklich mit den Charakteren in Frau Speemanns Roman, denn diese waren für mich absolut unreal. Sie sagen immer wieder Sätze, die kein Mensch jemals wirklich so ausdrücken würde, was einen Großteil ihrer Identifikationsmöglichkeiten von vornherein ausschließt. Sie sind nicht greifbar!
Der Vampir, anfangs eine durchaus dämonische Gestalt, wandelt sich im Laufe der Geschichte zu einer eher netten Figur, auch wenn Speemann diese Entwicklung nicht völlig unerklärt lässt, es funktioniert nicht und wirkt völlig unglaubwürdig. Sabine Berner selber ist sowieso zu gut für diese Welt, hier lässt die Autorin zu viel eigenes Wunschdenken in die Figur einfließen. Niemand mag Geschichten über all zu perfekte Figuren. Der Oberschurke ist auch gar nicht so schwer zu entlarven, hat man mal eins und eins (spätestens ab der fingierten Geldübergabe) zusammengezählt.

Versteht mich nicht falsch, bestimmt ist Rieke Speemann eine gute Autorin. Sie weiß hervorragend, einmal recherchiertes wiederzugeben, ich glaube, sie würde bestimmt prima unterhaltsame Reiseführer oder auch Sachbücher schreiben oder wäre eine hervorragende Journalistin (was sie ja auch gelernt hat, vielleicht wäre sie am besten im Lokalteil einer Hamburger Zeitung aufgehoben.)

Ihre Vampirgeschichte hat zwar gute Ansätze, mehr leider nicht. Die Krimihandlung kommt überhaupt nicht ins Rollen und der Ablauf der Story als solcher wird ebenfalls immer wieder von absolut unnötigen Episoden unterbrochen, die den Verdacht nahe legen, dass die Autorin gelegentlich den Faden verloren hat. So geht es einem dann leider auch beim Lesen, nur verliert man da dann nicht den Faden, sondern zunehmend das Interesse. Weder Fleisch noch Fisch, das Ganze. Schade.


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