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House of Frankenstein

USA, 1944, sw, 71 min
Regie Erle C. Kenton
Drehbuch Curt Siodmak
Kamera George Robinson
Musik Hans J. Salter
Boris Karloff Dr. Gustav Niemann
John Carradine Graf Dracula
Lon Chaney Jr. Larry Talbot
Glenn Strange Frankenstein Monster
J. Carrol Naish Daniel
Anne Gwynne Rita Hussman
George Zucco Prof. Bruno Lampini
Elena Verdugo Ilonka

In einer stürmischen Nacht gelingt Dr. Gustav Niemann die Flucht aus dem Gefängnis von Neustadt, wo er als Anhänger der Lehren des berüchtigten Dr. Frankenstein über ein Jahrzehnt einsaß, und mit ihm sein getreuer Zellengenosse Daniel, den ein schwerer Buckel verunstaltet. Daniel erhofft sich von Niemann die Heilung seines Leidens, dafür würde er alles geben. Auf ihrer Flucht treffen die beiden auf Dr. Lampini und sein fahrendes Schreckenskabinett, mit dem Lampini von Ort zu Ort tingelt. Seine Hauptattraktion ist das Skelett des Grafen Dracula, dem noch immer der Holzpflock zwischen den Rippen steckt. Es heißt, wenn man ihn herauszöge, erwache der Vampir wieder zu seinem untoten Dasein. Niemann lässt Lampini und seinen Kutscher von Daniel ermorden und schlüpft in dessen Rolle. Von nun an lebt er nur noch für zwei Ziele: er will Rache an denen üben, die ihn dereinst hinter schwedische Gardinen brachten, und er möchte seine Laufbahn als Wissenschaftler krönen, indem er das Lebenswerk Dr. Frankensteins vollendet.

Lampini holt Dracula aus dem Reich der Toten zurück, dieser willigt ihm aus Dankbarkeit ein, Niemann bei seinem Rachefeldzug zu unterstützen. Das erste Opfer auf Niemanns Liste ist Bürgermeister Hussmann, ein alter Widersacher. Dracula tötet ihn und zwingt dessen Enkelin Rita mittels seines magischen Ringes in seinen Bann. Doch Ritas Mann Karl ist dem Grafen samt Polizei bereits auf den Fersen. Nach halsbrecherischer Kutschverfolgungsfahrt brettert Dracula geradewegs in den Sonnenaufgang und zerfällt wieder zum Skelett. Rita ist gerettet und fällt Karl um den Hals.

Ende der Geschichte? Keineswegs!
Niemann und Daniel ziehen weiter mit Lampinis Freakshow umher und gabeln unterwegs die junge Zigeunerin Ilonka auf, in die sich der buckelige Daniel Hals über Kopf verliebt. Sie mag ihn auch, findet aber sein äußeres abstoßend. Schließlich verschlägt es das Trio nun in das Dorf Frankenstein. Niemann hofft, in der Ruine des Labors die Aufzeichnungen des Monsterbastlers zu finden, doch er findet noch weitaus mehr: in einer unterirdischen Gletscherhöhle unterhalb des Labors stößt er auf zwei im Eis eingefrorene Körper, den Wolfsmenschen Lawrence Talbot und das Frankenstein-Ungeheuer. Er taut die beiden auf, sehr zum Missfallen Daniels, denn Ilonka verliebt sich in den unglücklichen Larry Talbot, der vom Fluch des Werwolfs befallen ist.

Daniel fordert bei Niemann dessen Versprechen ein, ihm zu helfen. Er soll Daniels Hirn in den Körper Talbots einsetzen, doch dieser hat bereits eigene Pläne geschmiedet. Als Talbot unter dem Einfluss seiner Lykantrophie im Dorf zu morden beginnt, nimmt ein Lynchmob seine Verfolgung auf und stößt in einer Gewitternacht auf Niemanns Labor, der gerade dabei ist, das Monster wieder zum Leben zu erwecken. Monster müssen brennen, beschließt der Mob, und Ilonka beschließt ihrerseits, Larry Talbot zu erlösen…


… und wie das wohl ausgehen wird, kann jeder, der schon einmal einen der guten alten Universal Monster-Movies gesehen hat, leicht erraten. Solltest aber ausgerechnet Du nicht zu den "Kundigen" gehören, dann musst Du Dir den Film jetzt wohl ansehen, falls wir Dein Interesse geweckt haben sollten, denn, Ehrensache, von uns erfährst Du nichts! Zumindest nicht das Ende, über alles Weitere geben wir selbstredend gern Auskunft.

Starten wir zu einer kleinen Zeitreise ins Jahr 1944!
Seit gut anderthalb Jahrzehnten verdiente man bei der Universal hervorragendes Geld mit Filmen von all den Wesen, die das Dunkel der Nacht unsicher machen. Doch allmählich tat sich eine Zeitenwende auf. Das Publikum war nicht mehr so leicht zu beeindrucken wie noch 15 Jahre zuvor, zumal die wahren Schrecken jener Zeit ganz woanders zu finden waren, nämlich in Europa und im Pazifik, wo die Hölle des zweiten Weltkriegs tobte. Doch war dies gewiss nicht der einzige Grund für den schwindenden Erfolg der Filme, denn die Qualität der frühen Meisterwerke wurde schon lange nicht mehr erreicht. Filme wie Dracula oder "Freaks" von Tod Browning, Draculas Tochter von Lambert Hillyer, oder vor allem die ersten beiden "Frankenstein" Filme von James Whale und mit leichtem Abzug auch noch der dritte Teil der Serie, "Frankensteins Sohn" von Roland V. Lee, "Der Wolfsmensch" von George Waggner" und "Die Mumie" von Karl Freund, wurden von echten Visionären gedreht, von Leuten, die in jeglicher Hinsicht an die Grenzen des damals Machbaren gingen und echte Meilensteine zu setzen wussten.

Sicher, Earle C. Kenton, der Regisseur des vorliegenden Films wie seiner indirekten Fortsetzung House of Dracula, hat gewiss keinen ganz schlechten Job gemacht und wusste durchaus, seinem Film die unverwechselbare Atmosphäre der Universal Gothics zu verpassen, doch genau so sicher ist auch, dass der Mann eher "nur" ein Auftragsarbeiter denn ein Überzeugungstäter vom Schlage eines Whale oder Freund war, und das sieht man dem Film auch überaus an. Vergleicht man "House of Frankenstein" mit Whales Original von 1931, so wird recht schnell offenbar, wo der Unterschied liegt. Wo Whale Sorgfalt walten lässt und sich viel Zeit nimmt, um die Geschichte und die Charaktere zu entwickeln, da reicht bei Kenton ein einziger Blitz und ein vages Versprechen, und schon sind wir mitten drin in der Handlung, Mord und Totschlag inklusive. Zudem haben wir es hier eigentlich mit zwei mehr oder weniger unterschiedlichen Plots zu tun. In der ersten, weitaus düsterer gehaltenen (und besseren) Hälfte unterstützt der wiedererweckte Graf Dracula - hier erstmals von John Carradine auf seine höchst eigene Art dargestellt - Niemann bei dessen Racheplänen. Natürlich verspricht sich Dracula auch selber etwas davon, und schon geht ihm die hübsche Rita, die er nur zu gern zur Ader lassen möchte, in die Falle. Streckenweise hat Kenton in dieser ersten Episode eine wundervolle Arbeit abgeliefert. Die Szenen, in denen Rita Hussmann von Draculas Ring magisch gefesselt ist und von Visionen von einer morbiden Welt der Toten spricht, sind visuell kraftvoll umgesetzt und auch sehr gut gespielt. Besonders Anne Gwynne, die die Rita verkörpert, macht hier einen sehr guten Job, aber auch der Verwandlungseffekt Draculas in eine Fledermaus ist in Anbetracht der Tatsache, dass wir es hier mit einem Film aus der Mitte der 1940'er Jahre zu tun haben, überaus gelungen. Das macht durchaus Laune, oder mit anderen Worten gesagt, hier gruselt's schaurig schön! Aber leider nur ein wenig, denn es gibt leider auch einiges zu tadeln, und dies gerade aus der Sicht der Vampirfans!

Immerhin haben wir es hier mit dem ersten persönlichen Auftritt des Grafen zu tun, seit ihm 1930 von Edward "van Helsing" van Sloan der Garaus gemacht wurde. Zu jener Zeit hatte der Graf noch das Gesicht des großen Bela Lugosi. Jetzt erwacht als Dracula plötzlich ein graumelierter Herr mittleren Alters mit gepflegtem Oberlippenbärtchen, der eher wie ein kultivierter Südstaatengentleman a la Rett Butler wirkt, doch gewiss nicht wie ein untoter Schreckensherrscher aus den endlosen Wäldern der Karpaten. Dennoch, John Carradine, ein versierter Nebendarsteller zahlreicher Westernfilme, macht seinen Job im Rahmen seiner Möglichkeiten im Prinzip gar nicht mal schlecht, nur gibt ihm das Drehbuch (vom Routinier Curt Siodmark) leider nicht die geringste Chance, die Tiefe und die Dramatik, das gesamte unheimliche, dämonische Potenzial der Figur auch nur halbwegs auszuloten. Kenton lässt "seinen" Dracula nahezu panisch vor der Polizei in die aufgehende Sonne fliehen, ein reichlich unwürdiger Abgang für den König der Vampire, möchte man meinen. Immerhin hatte Carradine hier noch die Möglichkeit, seiner Figur ein wenig Tiefgang zu verleihen. In seinem Gesicht lässt sich genau nachvollziehen, was in einer Situation wie dieser in dem Wesen vorgegangen sein dürfte. Es drückt aus, wenn ich es nicht schaffe, dann war es das wohl erst mal wieder, aber verdammt, ICH WILL SEIN…. Carradine war nie eine wirklich gute Wahl als Dracula, aber er hat sich redlich bemüht!

Die zweite Hälfte des Films spult einmal mehr die Frankensteingeschichte (nach dem Universalprinzip, wohlgemerkt,) ab. Der irre Wissenschaftler, sein missgestalteter Diener, eine schöne Frau, das Blubber Blubber Labor, Blitz, Donner… ach ja, und hier haben wir dann als Bonus noch den tragischen Wolfsmenschen Larry Talbot.
Tatsächlich wird der Großteil des Films von der Präsenz des großen Boris Karloff getragen, der hier eben nicht das Monster, sondern den quasi Frankenstein-Charakter Dr. Gustav Niemann verkörpert. Karloff agiert den gesamten Film über erstaunlich sparsam, wirkt aber zu jeder Zeit überlegen und dämonisch. Die Figur, die Karloff so trefflich für alle Zeiten geprägt hat, nämlich die Schöpfung des Viktor Frankenstein, die Kreatur, wird hier erstmals von dem Stuntman Glenn Strange gespielt. Der wiederum machte seine Sache auch ganz gut - allerdings auch nur in dem schmalen Rahmen, der ihm und seiner Rolle zugestanden worden ist. Er hat seinen großen Auftritt (in perfektem Make up, da gibt es nichts zu kritisieren) erst in den letzten Minuten des Films und darf da leider auch nicht viel mehr tun, als laut herumzupoltern. Auch in diesem Fall hat man die Tiefe der Figur vollends verschenkt. Einzig Lon Chaney jr., der hier seinen dritten Auftritt als unglücklicher Larry Talbot absolvierte, konnte seiner von ihm selbst mitentwickelten Rolle gerecht werden, hatte dafür aber wiederum einfach viel zu wenig Szenen.

Tja, und apropos Tiefe, so wirklich tief geht es in dem gesamten Film leider nicht. Hier offenbart sich der Unterschied zu den großen Vorgängern nur allzu sehr. Mehr Monster = mehr Geld, so hat man sich das seinerzeit vorgestellt. "House of Frankenstein" war der erste der Multi-Monsterfilme, Frankenstein, Dracula, Werwolf, alle in einem Streifen, was eine Idee ist, auf die man zunächst in House of Dracula zurückgriff, dann in Abbot und Costello treffen Frankenstein. Letztlich trug sich der Gedanke fort bis in unsere Tage. Schließlich war Van Helsing der letzte maue Versuch, mit einer Vielzahl von Monstern ein optimales Einspielergebnis zu erzielen.

"House of Frankenstein" ist aller Kritik zum Trotz ein sehenswerter Film. Kenton hat es trotz des flachen Drehbuchs und aller Defizite vollbracht, einen atmosphärischen und eleganten Film zu inszenieren, wie man ihn heutzutage sicher nicht mehr hinbekäme. Kenton weiß die starken Momente des Films geschickt herauszustellen, was eben einen nachhaltigen Eindruck hinterlässt, eine Kunst, die nicht jeder Regisseur beherrscht. Genau diesem Umstand und den starken Darstellern ist es zu verdanken, dass wir drei Fledermäuse werten!!!

       



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