Helena
Petrowna Blavatsky
war eine der
schillerndsten Figuren des esoterischen 19. Jahrhunderts. Sie war
Verfasserin okkultistischer Schriften, die zum Teil heute noch eine
große Anhängerschaft haben, Freimaurerin, sie galt als
begabtes Medium in spiritistischen Kreisen, und als Begründerin
der Theosophischen Gesellschaft war sie indirekt auch verantwortlich
für Rudolf Steiners anthroposophische Bewegung, die aus der
Theosophie hervorging. Von ihren Fans wird sie heutzutage sogar
als Mitinitiatorin der Emanzipation gefeiert, was allerdings doch
ein wenig weit hergeholt ist.
Was das nun alles mit Vampirismus zu tun hat? Nun, wir werden sehen.
Helena
Petrowna Blavatsky wurde am 30.08.1831 im südrussischen
Jekaterinoslav (das heute Dnjepropetrowsk heißt und zur
Ukraine gehört) geboren. Ihr Vater war der deutsche General
von Hahn, ihre Mutter die russische Adelige Helena Dolgoruki.
Mit 17 wurde Helena Petrowna mit dem 43 Jahre älteren Beamten
Blavatsky verheiratet, den sie allerdings bereits nach drei
Monaten wieder verließ. Um der beengenden russischen Etikette
zu entfliehen ging die junge Frau nach Amerika und siedelte
sich für einige Zeit in New York an, doch auch da hielt
es sie nicht allzu lange. In den folgenden 25 Jahren befand
sich Madame Blavatsky, wie sie nun fast überall genannt
wurde, fast permanent auf Reisen. Sie brachte es sogar fertig,
über Indien nach Tibet zu reisen, was zur damaligen Zeit
für Ausländer fast unmöglich war. 1873 ließ
sie sich wieder in New York nieder und erhielt die amerikanische
Staatsbürgerschaft. Zwei Jahre später gründete
sie zusammen mit dem Spiritisten Henry Steele Olcott, einem
ehemaligen Colonell der US Armee, und dem irischen Rechtsanwalt
William Judge die Theosophische Gesellschaft, die es sich zum
Ziel gesetzt hatte, eine universelle Weltlehre zu verbreiten,
die auf allerlei Zusammengetragenes fußte, unter anderem
auf christliche, buddhistische, kabbalistische, brahmanische,
rosenkreuzerische sowie spiritistische Inhalte. Ihre Hauptthesen
veröffentlichte sie in verschiedenen Schriften, unter anderem
in "Die entschleierte Isis", "Die Geheimlehre"
und "Stimmen der Stille", allesamt heute noch Renner
in jedem Esoterik Buchladen. |
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Unter anderem
berichtet Frau Blavatsky in ihren Schriften auch von einem angeblich
belegten Fall von Vampirismus in Russland. Ein eifersüchtiger
Provinzpolitiker mit üblem Ruf soll seiner jungen Ehefrau auf
dem Totenbett den Eid abgenommen haben, nicht wieder zu heiraten,
doch die Dame hielt sich nicht daran, so wurde der Verstorbene zum
vampirischen Wiedergänger und griff seine Witwe an. Schließlich
schritten die Behörden ein und machten dem Spuk klassisch mit
einem Pfahl in die Pumpe des angeblichen Untoten ein Ende. Wer's
glaubt...
Auch mit dem psychischen Vampirismus, also dem Energievampirismus,
wenn man so will, beschäftigte die Blavatsky sich und nannte
dies "die okkulte Osmose".
Später
hatte es sich Madame Blavatsky zum Ziel gesetzt, die "Urreligion"
zu rekonstruieren. Inzwischen war sie Buddhistin geworden und hatte
das Zentrum der Theosophischen Gesellschaft ins indische Adyar verlegt.
Dort behauptete sie, Wissen von den "weisen Übermenschen"
des Himalaya erhalten zu haben. An solch merkwürdige Gestalten
glaubten dann einige Jahrzehnte später ja auch gern Adolf Hitler
und seine Verbrecherbande, die aufwendige Expeditionen ins Himalayagebiet
schickten um die arischen Übermenschen zu finden, von denen
sie abzustammen glaubten.
Die Blavatsky
indes bekam in der zweiten Hälfte der 80'er Jahre des 19. Jahrhunderts
zunehmend Probleme mit ihrer Gesundheit und erkrankte mehrfach schwer.
Universelle Weisheit und okkulte Osmose vermochten auch Madames
angeschlagene Gesundheit nicht zu bessern, so ging Helena Petrowna
Blavatsky schließlich am 08. Mai 1891 von dieser Welt. Ob
sie zurückgekommen ist, kann man nicht sagen, doch wenn dem
so wäre, könnte sie bestimmt noch heute ganz prima von
ihren Buchtantiemen leben.
Blavatskys Theosophie
hat im übrigen absolut nichts mit der christlichen Theosophie
gemein, der sich Leute wie Jakob Böhme (1575-1624), Friedrich
Christoph Ötinger (1702-1782) oder Kaspar Schwenckfeld (1489
-1561) verschrieben hatten, die sich zum Teil zwar auch mit kabbalistischen
Gedankengut beschäfigte, allerdings doch in der Gesamtheit
ihres Anspruchs eher mit der philosophischen und zumeist sehr lutherischen
Betrachtung des lieben Gottes und seines Werkes zu tun hatte. Also,
sprach Zarathustra.
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