Transylvanien
Schloss
Dracula, der Borgo Pass, rasante Kutschfahrten vorbei an steilen,
schroffen Berghängen, so stellt man es sich vor, das Land der
Vampire, Hexen und bösen Geistern. Ein düsteres Land,
das "Land hinter den Wäldern", man bekommt schon
von seinem Namen eine Gänsehaut: Transsylvanien.
Der
Mann, dem dieses Land hauptsächlich seinen schaurigen Ruf verdankt,
Bram Stoker,
hat es allerdings nie bereist. Sein Wissen hierüber hat er
sich lediglich aus Reiseführern und zweifelhaften Büchern
angeeignet und damit dieser Landschaft ziemlich unrecht getan. Man
muß sich jedoch vor Augen halten, zum Ende des 19. Jahrhunderts
schienen den Menschen in Amerika und Westeuropa weite Teile Osteuropas
noch wild, unerforscht und exotisch. Wohin also hätte Stoker
seinem blutrünstigen Untoten sonst sein Zuhause dichten sollen?
Zudem wütete das historische Vorbild Draculas, Vlad
Tepes ja 400 Jahre zuvor tatsächlich in dieser Gegend.
Und wie sieht es dort wirklich aus?
Das
heutige Transsylvanien, den Ungarn übrigens als Erdely und
den Deutschen allgemein als Siebenbürgen bekannt, ist eine
Landschaft in Nordwestrumänien, die im Westen, Osten und Süden
hufeitenförmig von den Karpaten umrahmt wird. Die Südkarpaten
nennt man auch die transsylvanischen Alpen, ihre höchsten Gipfel
liegen bei 2.600 Metern. Hauptort Trannsylvaniens ist Klausenburg,
Rumänisch Cluj Napocca, bekannteste Stadt aber ist Schäßburg
(Sighisoara), die als älteste noch existierende befestigte
Stadt kürzlich von der Unesco in die Weltkulturerbenliste aufgenommen
wurde und Geburtsort von Vlad Tepes
sein soll.
Entgegen
aller Annahmen ist Transsylvanien ein sehr fruchtbarer Landstrich,
zwischen riesigen Wäldern, in denen auch heute noch wilde Wölfe
leben, wird Getreide und Obst und an den sanften Karpatenhängen
sogar Wein angebaut, ein sehr guter übrigens. Außerdem
ist Siebenbürgen reich an Bodenschätzen.
Ursprünglich
war es Teil der römischen Provinz Dacia, vom 9. Jahrhundert
an beherrschten es die Ungarn. Zur Verteidigung wurden Szekler angesiedelt,
im 13. und 13. Jahrhundert holte man Deutsche, die bekannten Siebenbürgener
Sachsen, als Bauern und Arbeitskräfte ins Land. Verwaltet wurde
die Provinz vom Woiwoden, der Fürst, Kriegsherr und oberster
Beamter des ungarischen Königs in einer Person war. Siebenbürgen
war stets eine umkämpfte Region. Zeitweise stand sie unter
türkischer, später unter habsburger Herrschaft. Erst 1920
wurde Transsylvanien an Rumänien angeschlossen. Zum Ende des
2. Weltkrieges wurden viele der Siebenbürgener Sachsen nach
Österreich und Westdeutschland evakuiert, z. T. aber auch in
die Sowietunion deportiert.
Das transsylvanische
Wappen, welches erstmals 1590 aktenkundig wurde, zeigt einen
schwarzen Adler vor Sonne und Mond und sieben Burgen. Der
Adler geht auf die Ungarn, Sonne und Mond auf die Szeklen
und die sieben Burgen auf die Sachsen zurück, wobei sich
der Name Siebenbürgen wahrscheinlich gar nicht auf Sieben
Burgen bezieht sondern eher sieben Gebiete meint.
Zum Grafen
Dracula hat man im heutigen Transsylvanien übrigens keinen
besonderen Bezug, auch wenn sich der Mythos touristisch prima
ausschlachten lässt. Vlad Tepes hingegen feiert man noch
heute als Volkshelden und Verteidiger des christlichen Abendlandes.
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